Das Massaker bei Wounded Knee

Wounded Knee ist eine Ortschaft in der Pine-Ridge-Reservation im US-Bundesstaat South Dakota, benannt nach dem nahen Nebenfluss des White River, dem Wounded Knee Creek. Gemäß dem Census von 2000 hat sie 328 Einwohner. Der mit dem Ort verbundene Begriff Wounded Knee wurde durch zwei historische Ereignisse bekannt.

1. Das Massaker bei Wounded Knee (Lakota Chankpe Opi Wakpala) 1890
2. Die Besetzung von Wounded Knee 1973

Massaker bei Wounded Knee (Lakota Chankpe Opi Wakpala) 1890
Am 29. Dezember 1890 massakrierte die 7. US-Kavallerie bei Wounded Knee über 350 Männer, Frauen und Kinder der Minneconjou-Lakota-Sioux-Indianer unter Häuptling Big Foot. Dieses Massaker brach den letzten Widerstand der Indianer gegen die Weißen. Vorausgegangen war ein nationales Ereignis, ausgelöst durch den Paiute Wovoka, der alle Indianerstämme zum „Geistertanz“ aufforderte. Durch Wovokas Geistertanzbewegung sollten die indianischen Ahnen beschworen werden und ein neues Erstarken des indianischen Selbstbewusstseins gefördert werden.

Häuptling Big Foot liegt tot im Schnee bei Wounded Knee am 29. Dezember 1890
Dies wurde wiederum von der US-Regierung als eine Form von Widerstand aufgefasst. Sitting Bull, Big Foot und andere Häuptlinge wurden als „potenziell gefährlich“ angesehen. Dem Tod des an einer schweren Lungenentzündung leidenden Big Foot am 29. Dezember 1890 war die Ermordung von Häuptling Sitting Bull am 15. Dezember vorangegangen.

Am Tag des Massakers hatte Colonel James W. Forsyth den Befehl, die Sioux in ein Militärlager in Omaha zu deportieren.
Die Sioux wurden zunächst informiert, dass sie alle Feuerwaffen auszuhändigen hätten. Unzufrieden mit der Anzahl der freiwillig abgegebenen Waffen, begannen die Soldaten, die Zelte zu durchsuchen. Forsyth war mit dem Ergebnis noch immer unzufrieden und ordnete eine Leibesvisitation an. Auch dies ließen die Indianer über sich ergehen – alle, bis auf den Medizinmann Yellowbird, der heftigst protestierte und einige Schritte des Geistertanzes tanzte.

Alarmiert ging die Suche der US Soldaten weiter. Sie wurden schließlich bei Black Coyote fündig. Black Coyote hatte eine neue Winchester unter seinem Gewand versteckt. Er weigerte sich, das Gewehr wegzugeben – immerhin habe er viel Geld dafür bezahlt, und die Abnahme des Gewehrs durch die US Soldaten wäre dauerhaft gewesen – ohne Aussicht auf die Wiederbeschaffung seiner Winchester. Ein Soldat wollte ihm das Gewehr entreißen, daraufhin entstand ein Gerangel – und ein Schuss löste sich ungewollt aus der Winchester.

Hierauf begannen die US-Soldaten zu feuern. Große, auf Anhöhen positionierte Hotchkiss-Geschütze töteten zahlreiche Indianer. Unter den Toten war auch Häuptling Big Foot. Auch 25 Kavalleristen starben, zumeist getötet von den Kugeln der eigenen Männer, die in dem entstehenden Chaos ihre Ziele verfehlten. Forsyth wurde von jeder Schuld freigesprochen. Typisch für die damalige Sicht der Ereignisse war der Kommentar von Lyman Frank Baum, dem späteren Autor von „Der Zauberer von Oz“, der im Aberdeen Saturday Pioneer das Massaker rechtfertigte:

Offiziere der 7. Kavallerie

Massengrab mit 150 Sioux-Indianern
„Die edlen Vertreter der Rothäute sind erloschen, und übrig ist nur ein Rudel heulender Köter, die die Hand lecken, die sie quält. Die Weißen sind durch das Gesetz der Eroberung und das Recht der Zivilisation Herren des amerikanischen Kontinents, und die größte Sicherheit für die Siedlungen im Westen erreichen wir durch die vollständige Vernichtung der wenigen verbliebenen Indianer. Warum nicht Vernichtung? Ihr Ruhm ist dahin, ihr Mut gebrochen, ihre Männlichkeit ausgelöscht; sollen sie besser sterben als weiterleben als die erbärmlichen Kerle, die sie sind.“
Im 20. Jahrhundert wandelte sich die Sicht auf die Ereignisse. Vor allem das 1970 erschienene Sachbuch Bury My Heart at Wounded Knee („Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses“) von Dee Brown beschrieb das Massaker als Schlusspunkt einer Serie von Verbrechen gegen die indianische Bevölkerung.

Die Besetzung von Wounded Knee 1973
Am 27. Februar 1973 besetzten Mitglieder der indianischen Widerstandsorganisation American Indian Movement (AIM) zusammen mit Sympathisanten aus der Pine Ridge Reservation die Ortschaft Wounded Knee und riefen die unabhängige Oglala-Nation aus. Damit protestierten sie gegen die wiederholten Menschenrechtsverletzungen in der Reservation von Seiten der US-Verwaltung. Die Besetzung dauerte 71 Tage. Am 8. Mai kapitulierten die Aufständischen, nachdem sie von einem Großaufgebot von FBI-Agenten und Armee unter Beschuss genommen worden waren. Bei den Feuergefechten starben der Indianer Buddy Lamont sowie zwei FBI-Beamte.

Nach dem Ende der Besetzung wurden viele der AIM-Aktivisten und deren Unterstützer angeklagt und vielfach zu Haftstrafen verurteilt. Dem prominenten AIM-Sprecher Leonard Peltier, der zu seinem eigenen Bedauern an der Besetzung selbst nicht beteiligt war, wurde 1975 in einem anderen Zusammenhang der Mord an zwei Polizisten vorgeworfen. Obwohl Peltiers Schuld nie zweifelsfrei bewiesen werden konnte, wurde er schließlich 1977 zu zwei Mal lebenslänglicher Freiheitsstrafe verurteilt, und befindet sich bis heute in Haft. Verschiedene, auch internationale Kampagnen für die Freilassung Peltiers, der vielen als politischer Gefangener der USA gilt, blieben bislang ohne Erfolg.