Kachina-Puppen

Kachinas (korrekt: „Katsina“ pl. „Katsinam“) sind Holzpuppen, die bei den Hopi, den Zuni und anderen Pueblo-Indianern im Südwesten von Nordamerika die Geister der Natur und der Ahnen symbolisieren. Aus diesem Grunde werden sie als heilige Wesen verehrt.

Kachina wirken als Vermittler zwischen den Göttern und den Menschen und bringen den lebensnotwendigen Regen zur Erde. Sie sind also heilige Geistwesen, die viele Aspekte der Natur repräsentieren und mit Tanz und Gesang gefeiert wurden. Den Kachina zu Ehren, welche für die Indianer übernatürliche Wesen waren, wurden komplexe Maskenrituale durchgeführt.

Die Kachina-Puppen wurden den Kindern übergeben, um sie in spielerischer Art in die religiöse Welt der Erwachsenen einzuführen. Aus diesem Grund sind die Puppen exakte Kopien der Masken und Kostüme, die von den erwachsenen Kachina-Tänzer getragen werden, einschließlich der Symbole und Farben.
Die Hopi glaubten nicht an Tierschutzgeister. Sie waren keine Jäger, sondern pflanzten Mais, Kürbisse und Bohnen an. Dafür brauchten sie dringend Regen. In ihren Zeremonien wandten sie sich an die Kachina. Man kann die Kachina vielleicht mit unseren Heiligen vergleichen, zu denen Gläubige um Schutz und Hilfe beten.

Die Kachina waren in mehreren Bünden organisiert, zu denen nur die Männer Zutritt hatten. Bei ihren Zeremonien versammelten sie sich in unterirdischen Kivas. Hier wurde an die heranwachsenden Jungen geheimes Wissen vermittelt, von denen die Frauen nichts erfahren durften. War ein Junge ca. 12 Jahre alt, trat er diesem Bund bei und galt dann als erwachsen. Jetzt konnte er bei den großen Festen Maske und Kostüm eines Kachina überziehen und verwandelte sich dadurch in ein Geistwesen. Jeder Kachina besaß eigene Tänze, Lieder und bestimmte Körperbewegungen. Manche Feiern dauerten zwei Wochen und am letzten Tag tanzten dann die Kachinas im Dorf, wo sie dann auch von den Frauen gesehen werden durften. Noch heute hüten die Hopi ihr geheimes Wissen um die Kachina.

Völker im Südwesten wie die Zuni und die Hopi schnitzten Kachina-Puppen aus Holz. Sie zogen ihnen Masken und Kostüme an, so dass sie genau aussahen wie die Männer, die als Kachina-Geister auftraten.

Diese Puppen waren kein Spielzeug. Man gab sie den Kindern, damit sie die vielen verschiedenen Kachinas und deren Rolle, die sie bei Stammeszeremonien spielten, lernen konnten.

Dargestellt werden die Kachina durch maskierte und kostümierte Tänzer. Außerdem werden kleine Figuren aus Pappelwurzelholz (Cottonwood) geschnitzt, die die Kachina darstellen sollen.

Die Tänzer verschenken die vielgestaltigen Puppen an junge Mädchen, um ihnen Gesundheit und spätere Fruchtbarkeit zu bringen.
Ab etwa 1900 kam vor allem unter den weißen Touristen ein großes Interesse für die Kachina-Figuren auf und die Puppen wurden zu begehrten Sammlerobjekten. Aus diesem Grund begannen viele Hopi mit der kommerziellen Herstellung der Puppen. Heute gilt die Herstellung als hohe Form der Schnitzkunst und die Kachina-Puppen erzielen hohe Preise auf dem indianischen Kunstmarkt. Bereits 1901 sammelte das Berliner Museum für Völkerkunde eine größere Anzahl dieser Figuren.

Die älteren Figuren werden besonders in Frankreich hoch gehandelt. Den höchsten Preis erzielte im Dezember 1997 bei Sotheby’s in New York eine „Salako“-Figur für $294.000. Künstler wie Marcel Duchamp, Max Ernst, Piero Dorazio, Andre Malraux, Horst Antes und andere sammelten die Katsinam. Besonders zu empfehlen ist das Buch „Katsinam“ des Museums für Völkerkunde in Lübeck. Es zeigt die Sammlung Horst Antes‘, die wohl die bedeutendste in Privatbesitz ist.

Kachinas gibt es auch als (fixierte oder vergängliche) Sandgemälde, welche die Geister zweidimensional darstellen. Bei der Darstellung sind weibliche und männliche Kachinas durch festgelegte Merkmale unterschieden.

Über die Entstehung der Kachinas erzählt man sich bei den Zuni folgende Geschichte:
„Vor langer Zeit, als das Volk auf der Suche nach der heiligen Mitte der Welt einen Fluss durchwatete, glitten einige Kinder ins Wasser und wurden dann in Wasserwesen verwandelt. Sie trieben bis zum Zusammenfluss des Zuni und des Colerado River. Nach vielem Beten und Opfern des Volkes kamen die Kinder als Kachinas zurück und brachten Regenwolken mit, welche die Felder fruchtbar machten. Nach dieser Begegnung wollten immer mehr Mütter in diese Kachina-Stadt, um ihre Kinder zu sehen. Da es aber nicht genügend Platz für alle gab, ließen die Kachinas die Zuni wissen, dass in Zukunft nur noch ihre Geister in die Tänzer der Zeremonien fahren werden.“