Die Kenntnis der geistigen Kräfte, die der Natur innewohnten, war für die nordamerikanischen Indianer sehr wichtig. Dieses Wissen wurde in Mythen und Legenden weiter gegeben, die dann von Geschichtenerzählern oder den Stammesältesten vorgetragen wurden.
Für die indianischen Zuhörer waren Mythen keineswegs phantasievolle Märchen, selbst wenn sie magische Elemente enthielten, wie z. B. dass Tiere und Menschen miteinander sprachen. Vielmehr verstand man die Geschichte als Berichte darüber, was am Anfang aller Zeit geschehen war. Der Sinn der Mythen und Legenden war also zu unterhalten und zu lehren.
Eine genaue Trennung zwischen Sagen, Märchen, Mythen und Legenden kann eigentlich nicht vorgenommen werden. Manchmal wird von „Märchen“, manchmal von „Legenden“ und manchmal von „Mythos“ gesprochen. Eins haben alle Geschichten gemeinsam: sie lehren und haben einen Sinn.
Die Himmelsfrau
Eine Legende der Irokesen erzählt, dass die Himmelsfrau aus ihrem angestammten Bereich verstoßen wurde…..
Legende des Dreamcatcher (1)
…. „Aber”, sagte Iktomi, während er fortfuhr, sein Netz zu spinnen, „in jeder Zeit des Lebens begegnen uns Kräfte – einige gute und einige schlechte. Wenn Du den guten Kräften zuhörst, werden sie Dich in die richtige Richtung lenken. Hörst Du aber auf die schlechten Kräfte, werden sie Dich verletzen und fehlleiten.”….. (Ein Bild vom Dreamcatcher/Traumfänger ist auf der „Interessantes“-Seite zu sehen)
Legende des Dreamcatcher (2)
…. kleine Tochter nachts von bösen Albträumen heimgesucht werde und deshalb sehr schlecht schlafen könne. In ihrer Verzweiflung bat die Mutter die weise Spinnenfrau um Rat und ihre Hilfe. Die Spinnenfrau antwortete ihr: ….
Legende des Dreamcatcher (3)
…. „Ich bin es, die Dich angerufen hat. Ich habe eine Antwort auf Deine Gebete. Ich will Dich meine Medizin lehren. Die Verwirrungen aus Deinem Leben kommen nicht aus Dir selbst, denn Du führst ein gutes, im Geistigen begründetes Leben. Jene Geister um Dich herum, die nicht in Harmonie leben, möchten, dass Du zugrunde gehst. Es sind böse Geister, dem Chaos entstammend, die Dich während Deines Schlafes heimsuchen.“ ….
Der verliebte Stern (Chipewyans)
…. Er wanderte von einem Indianerstamm zum anderen und verweilte oft an den Lagerfeuern, bevor die Leute schlafen gingen. Überall, wohin der Stern kam, betrachteten ihn die Menschen mit Staunen und Furcht. Oft beschien er die Köpfe kleiner Kinder, als wolle er mit ihnen spielen. Doch die Kinder schraken nur und vertrieben ihn durch ihr Geschrei. ….
Warum der Büffel einen Höcker hat (Chippewas)
….Als eines Tages der Büffel wieder einmal über die Prärie jagte, stürmte er auf eine Stelle zu, wo kleine Vögel auf der Erde lebten. Sie riefen ihm und den Füchsen zu: „Pass auf! Unsere Nester!“ Aber weder der Büffel noch die Füchse kümmerten sich darum. Der Büffel jagte weiter und….
Wie der Narwal entstanden ist (Polar-Eskimo)
….Da hörte er mit einem Male ein sausendes Geräusch wie von einem großen Vogel. Gleich darauf redete ihn das Tier mit menschlichen Stimme an: »Setze Dich auf meinen Rücken und halte Dich an meinem Hals fest. Drück aber nicht zu sehr, damit Du mich nicht erwürgst. Wenn Du loslässt, bist Du verloren.«….
Gut und Böse (Irokesen)
… Kaum hatten sich die Brüder zurechtgefunden, da begannen sie bereits zu streiten, denn Guter Geist versuchte immer wieder seinen Bruder Böser Geist von seinen Untaten zurückzuhalten. Guter Geist beschieß, die dunkle Welt müsse Licht haben, damit die Ungeheuer, vor allem die Gehörnte Schlange, vertrieben würden. Böser Geist aber wollte davon nichts wissen, sondern behauptete, daß die Welt ohne Licht viel besser sei. …
Das alte braune Pferd (Pawnee)
… Die Männer ritten ihre besten Pferde, und als sie den alten Klepper bemerkten, riefen sie: „Seht! Dort ist das Pferd, das das weiße Fell heimtragen wird!“ Dabei lachten sie aus vollem Halse. Der Junge aber blieb zurück, um das Gespött nicht hören zu müssen. Schließlich hatte er die übrigen Männer aus den Augen verloren und ritt allein der Herde zu. Da begann das braune Pferd plötzlich zu reden und sprach: „Reite mich an jenen Bach dort und bedecke mich mit Lehm, bis auch nicht ein Haar mehr zu sehen ist.“ …
Der Zauberer vom Huronsee (Ottawa)
… Tagelang verbargen sich die drei Indianer in den zahlreichen Buchten und Schilfständen der Inseln. Nachts zogen sie ihr Rindenkanu ans Ufer, versteckten es in einem dichten Gebüsch und achteten darauf, keine Spuren zu hinterlassen. Eines Morgens erwachte der Zauberer sehr früh, ließ die schlafenden Begleiter zurück und begab sich auf die Jagd. Vorsichtig hielt er sich innerhalb des Waldrandes, aber nach einer Weile mußte er eine Lichtung überqueren. …
Schingebis und Kabibonoka
… Es war Nacht geworden. Schingebis saß mit gekreuzten Beinen am Feuer, legte Scheit um Scheit zu und betrachtete stillvergnügt den Fisch, der in einem Tongefäß siedete. „Sie haben mich vor Kabibonoka gewarnt und ihn einen bösen Geist genannt“, sagte er zu sich selber, und seine Gedanken kehrten zu den Freunden zurück. „Und sie haben sogar behauptet, er sei stärker als alle Indianer zusammen. Gewiss, so eine strenge Kälte wie er vertrage ich nicht, aber ihm wird wieder die Wärme nicht gut tun.“ …
Die Wolfsbraut
… Schon beim Eintreten redete er die drei an: „Mein Sohn ist todkrank, daher komme ich, eure Tochter zu holen. Eile tut not, daher lasst uns nicht viel Worte machen. Vielleicht ist er inzwischen schon tot oder liegt gar im Sterben, während ich hier rede.“ Die Eltern jedoch waren zu alt, um sich bei solchem Wetter auf die Reise zu begeben, und erst nach vielem Zureden willigte der Vater ein, daß die Tochter den Fremden begleiten solle. Auch hatte der Besucher versprechen müssen, sie nicht zu lange durch den Schnee stapfen zu lassen. Darauf nahm er das Mädchen bei der Hand und wanderte mit ihr landeinwärts in die Nacht hinaus. …
Das Abenteuer mit dem Walfisch
… Wie finster es hier ist, dachte dar Rabe verdutzt und tastete und tappte in den Eingeweiden das Walfisches hin und her wie in einem Labyrinth. „Ich muss ein Feuer anmachen“, sagte er und sah sich suchend um. Es war ihm, als sei er in einer schwarzen Höhle, deren Wände sich abwechselnd einander näherten und wieder entfernten, während sich in der Mitte ein riesiger Felsblock hob und senkte, hob und senkte… Was mag das sein? Der Rabe hüpfte näher und hackte auf den seltsamen Block mit seinem Schnabel ein. …
Die Büffelfrau (Caddo)
… Bei Sonnenaufgang machten sich die beiden auf die Reise. Doch wie erstaunt war der Mann, als seine Frau ihm plötzlich auftrug, sich im Grase zu wälzen, ganz so, wie er es bei den Büffeln oft beobachtet hatte. Zögernd tat er ihr den Gefallen und stand mit einem Male als Büffel da! Auch seine Frau hatte sich in eine Bisonkuh verwandelt. …
Die Maismutter (Creek)
… Lange wanderte er im Lande umher, durchwatete Flüsse, stieg über Bergketten und durchzog Wälder und Sümpfe. Aber in keinem Lager, an das er kam, wusste man etwas von der alten Frau. Als er eines Abends entmutigt und niedergeschlagen ganz allein am Feuer saß, übermannte ihn der Schlaf. Als er aufwachte, stand vor ihm eine alte Frau mit weißem Haar, das ihr bis über den Rücken herabhing. …
Die Geschichte vom Lachs (Wishram)
… Als der junge Lachs dies hörte, machte er sich sogleich auf den Weg, um diese beiden Räuber aufzusuchen. Waldhuhn, die furchtsame Frau, die ihm noch immer erschrocken nachsah, rief ihm zu: „Sei vorsichtig, denn im nächsten Dorf wohnen die fünf Wölfe, die ebenfalls bei dem Überfall auf deinen Vater beteiligt waren. Mit ihnen binde lieber nicht an, denn sie sind wilde Gesellen.“ …