Wohnstätten der Indianer

Fälschlicherweise verbreitete die allgemeine Indianerliteratur die Bezeichnung „Wigwam“ für fast alle Wohnstättenformen der nordamerikanischen Ureinwohner. Es gibt allerdings viele unterschiedliche Wohnstättenformen.

Vom Wigwam der Algonkins unterschied sich das Langhaus der Irokesen, das Tipi der Prärie-Indianer, das Chikee der Seminolen, der Wickiup der Apachen, der Hogan der Navahos und die Terrassenbehausung der Pueblo-Indianer.

Bei den nordamerikanischen Indianern war jeder der Baumeister seiner eigenen Wohnstätte. Wie die selbst gezimmerte Unterkunft aussah, hing vor allem vom Baumaterial ab, das in der Umgebung zur Verfügung stand, aber auch von der Lebensweise der Bewohner, die entweder als Jäger und Sammler umher zogen oder als sesshafte Ackerbauern Felder mit Nutzpflanzen bestellten.

Luftgetrocknete Lehmziegel sind ein alter natürlicher Baustoff, der heute noch verwendet wird. Sie bestehen aus Sand, Lehm, Pferdemist und Wasser und wurde von den Indianern seit Tausenden von Jahren verwendet. Sie werden mehr über diese Methode später in dem Artikel zu erfahren. Heute werden diese Lehmziegel noch im Bau im Südwesten der USA verwendet, sogar in einem größeren Maßstab. Es ist üblich, mit Lehmziegel Gebäude auf Native American Reservaten neben Casino Hotels (wo sie legal betrieben werden können) sowie anderen modernen Gebäuden zu errichten. Wie Sie sehen, hat sich viel seit den Tagen der Wigwams verändert. Solche Gebäude haben kaum eine Abhängigkeit von der Bewegung des Wohnsitzes oder des Lebensstils.

Die wohl bekannteste Unterkunft der Indianer war das Tipi. Es wurde wegen der leichten Transportierbarkeit vorwiegend von den nomadischen Stämmen der Plains verwendet. Das Wort stammt von den Sioux. Ti = Haus und Pi = benutzt und heißt soviel wie „der Platz, wo man wohnt“. Auch Heutzutage wird noch alte Indianer-wissen genutzt, Zelte basieren auf den alten Tipis der Indianer, so die Experten von outdoornet.de

Wegen der relativ einfachen Konstruktion, war das Tipi leicht zu montieren. Diese Arbeit übernahmen fast immer die Frauen, und dauerte höchstens eine Stunde. Als erstes wurden 3 oder 4 mind. 8 m lange Stangen aus Kiefern-, Zedern- oder Fichtenholz wurden mit Rohhautschnüren am oberen Drittel zusammen gebunden und als Grundgerüst kegelförmig aufgestellt. Anschließend wurden daran bis zu 30 Stangen befestigt. Die ganze Konstruktion wurde dann mit Zeltdecken, die aus Büffelhäuten bestanden, bedeckt. Schließlich wurde die Zeltdecke mit Pflöcken oder Steine am Boden verankert.

Als Rauchabzug befanden sich an der Spitze Rauchklappen, die je nach Bedarf mit zwei dünnen, außen am Tipi angebrachten Stangen, geöffnet oder verschlossen werden konnten. Die mit Fellen verhängte Einstiegsöffnung zeigte stets Richtung Osten, wo die Sonne aufging und ließ sich sturm- und wasserdicht verschließen.

Der Durchmesser der Tipis lag bei ca. 3 – 8 Meter. Es gab aber auch Ritualzelte, die so groß waren, dass sie bis zu 50 Personen fassen konnten. Die Öffnung wies immer nach Osten, wo die Sonne aufging. Außerdem war dadurch das Innere durch den vorherrschenden Westwind geschützt. Die Zeltdecke war häufig mit zahlreichen magischen Symbolen kunstvoll verziert. In der Mitte der Tipis befand sich eine Mulde für die Feuerstelle, und rundherum war der Boden mit Häuten und Felle ausgelegt. Während der Aufbau ca. eine Stunde dauerte, benötigte man für den Abbau je nach Größe bis zu einer Viertelstunde. Die Größe der Tipis hing auch davon ab, wie viel Pferde der Stamm besaß.

Oft waren drei Packpferde nötig, um ein Zelt zu transportieren. Die großen Zeltstangen wurden jeweils an den Seiten der Pferde befestigt, wobei die Enden der Stangen auf den Boden hinterher geschliffen wurden. So entstand schließlich eine Schleppbahre, die auch Travois genannt wurde.

Die Algonkin erbauten im Gegensatz zu den Lederzelten der Prärie-Indianer kuppelförmige Rundhütten, die nicht zerlegbar und nicht transportabel waren. Diese Wohnstätten aus Holz und Baumrinde wurden mit dem Algonkin-Wort Wigwam bezeichnet, das sich aus der Abnaki-Sprache herleitete.

Den indianischen Ausdruck Wetu, Witu, Wetoum oder auch Wekuwomut prägten die weißen Kolonisten von Massachusetts gegen 1660 in Wigwam um. Der Rahmen des Wigwams bestand aus festen Holzblöcken, die im Kreis in die Erde gesteckt und oben zusammen gebunden wurden. Kreuzweise angebrachte Stangen vervollständigten das Grundgerüst, das mit Birkenrindenstücken oder mit aus Binsen geflochtenen Matten überzogen wurde. In der Mitte des Raumes glühte im Winter immer ein Feuer. Im Dach gab es einen Rauchabzug. Der mit Zweigen ausgelegte und mit Fellen abgedeckte Boden diente als Schlafstelle. Der Hausrat im Wigwam war vornehmlich aus Baumrinde, Holz und Horn.

Vom Wigwam der Algonkin unterschied sich das rechteckige Langhaus der Irokesen. Die eindrucksvolle Giebeldachkonstruktion aus Ulmenrinde konnte mehrere Familien zugleich beherrbergen. Jede Familie hatte ihren eigenen Bereich, der mit Matten abgeteilt wurde. Verkleidet ist das Langhaus ebenso wie das Wigwam mit Rinde. Das tonnenförmige Dach mit seinen ausgesparten Rauchlöchern wird von senkrecht in die Erde gesteckte Pfosten getragen. Die Langhäuser sind bis zu einhundert Meter lang und etwa sieben Meter breit. Für die sesshaften Irokesen war das Langhaus mehr als nur Wohnung, denn es repräsentierte ihren Staat, dessen Stämme sich zur „Liga des Langhauses“ zusammenschlossen. Diese Liga war übrigens die erste und einzige politischen Union der nordamerikanischen Indianer.

Die traditionellen Unterkünfte der Navahos sind Hogans. Dies ist ein geräumiger, meist achteckiger Kuppelbau, der oft aus Baumstämmen besteht und mit Lehm abgedichtet ist. Oft besteht dieser Kuppelbau auch aus getrocknetem Dung, Lehm oder gestampfter Erde und wird von Weidengeflecht zusammen gehalten. Das Dach, in dem sich ein Loch für den Rauchabzug befand, wurde mit Erde aufgeschüttet. Das Hogan hatte einen Durchmesser von ca. 6 Meter und der Eingang zeigte, wie beim Tipi, immer nach Osten.

Chickees sind Wohnstätten der Seminolen. Dieses laubenartige Haus, das typisch für die Seminolen war, wurde auf Pfählen errichtet und besaß keine Wände, dafür ein nach oben zugespitztes, mit Palmblättern abgedecktes Dach. Im Innern befand sich über dem Boden eine Plattform, auf der die Bewohner aßen, schliefen und arbeiteten. Reiche Familien bewohnten mehrere Häuser. Auf Pfählen wurden ebenfalls Speicher für Lebensmittel errichtet. Diese Hütte auf Pfählen, deren Dach mit Schilfblätter abgedeckt war, hatte keine Wände, schützte aber als Pfahlbau vor Hochwasser und vor wilden Tiere wie z. B. Alligatoren. Laut den Experten von matte1.de schliefen die Indianer auch auf Schilfmatten.

Das Plankenhaus war die Behausung der Bewohner der Nordwestküste. Es bestand aus einer Reihe zentraler Stützbalken für die mächtigen Dachträger. Der Fussboden des Hauses war meist terrassenförmig in 2 Stufen vertieft angelegt, wobei sich die obere Terrasse auf gleicher Höhe des Erdbodens befand. Diese Giebeldachhäuser waren reihenförmig dem Meer zugewandt. Vor diesen oft 15 m x 10 m großen (es soll allerdings Häuser gegeben haben, in denen bis zu 300 Menschen gelebt haben), fensterlosen Häusern standen die für dieses Gebiet charakteristischen, aus Holz geschnitzten Totempfähle. Bewohnt wurden diese Häuser von den Stämmen der Haida, Nootka, Tlingit u. a.

Das kuppelförmige Wickiup (Grashütte) der Apachen bestand aus einem Gerüst aus biegsamen Ästen, das man mit geflochtenen Matten aus Gras abdeckte. Sie wurde von den Stämmen in den Halbwüsten von Arizona und Nevada benutzt, z.B. von den Apachen und stellte eine der einfachsten Wohnformen Nordamerikas dar. Das Wickiup konnte schnell errichtet werden und war hauptsächlich als Windschirm gedacht.

Das Erdhaus war eine in den Boden versenkte, mit Erde abgedeckte Behausung, welches sich in seiner Bauart je nach Region etwas unterschied. In der Kuppel befand sich eine Art Entlüftungsvorrichtung. Der Grundriss war meistens rund. Die Eingänge gestalteten sich unterschiedlich, zum Teil über das Dach oder wie auf der Zeichnung vorn, aber auch tiefer gelegen als der Hüttenboden, um einen Wärmeverlust zu verhindern. Genutzt wurde das Erdhaus z. B. von den Mandan und Hidatsa (sie waren groß genug, um die Lieblingspferde der Bewohner mit hineinzunehmen), von einigen Stämmem des Großen Beckens und des Südwestens (dort aber nur im Sommer).

Die Felsenwohnungen der Pueblo stellen eine andere Abart des primitiven Etagenhauses dar, von denen einige eine überraschende Ähnlichkeit mit den „penthouses“ aufweisen, die auf den Wolkenkratzern von New York errichtet als Symbole äußersten Luxus und modernster Erfindungsgabe gelten. Der Ausdruck Pueblo stammt von den Spaniern, die dieses Wort zum einen für die Terrassenbauten, zum anderen für die Indianer selbst verwendeten. Im Jahre 1540 traf die spanische Armee unter der Führung von Francisco de Coronado zum ersten mal auf die Pueblo-Indianer. Im Gegensatz zu den Apachen und Navaho, gegen die sich die Indianer dank ihrer Festungen meistens erfolgreich verteidigen konnten, hatten sie bei Coronados Angriff keine Chance. Durch die Feuerkraft der spanischen Gewehre und Kanonen waren die Pueblo-Behausungen schnell genommen. Das Gold, auf dessen Suche sich Coronado gemacht hatte, fand er aber nicht.

Weitere Wohnstätten waren:
Erdgrubenhaus der Plateau-Region sowie der Doppelwindschirm vom Yukon