Signalsprache der Indianer

Raffinierte Signalsprache
Um sich über weite Strecken Nachrichten zu übermitteln, griffen die Rothäute auf eine nicht minder perfektionierte Signalsprache zurück. Sie gaben sich Zeichen, die am Tage und auch nachts auf größte Entfernungen sichtbar waren. Durch die Art und Weise, wie ein Reiter mit seinem Pferd große Kreise beschrieb, vor- und zurückgaloppierte oder einen Hügel hinauf- und hinabtrabte, konnte er einem aufmerksamen Beobachter in der Ferne eine genaue Mitteilung machen. Mit hin und her geschwenkten Decken ließen sich ebenfalls Neuigkeiten weiterreichen.

Die indianische Signalsprache funktionierte ähnlich wie das Morsealphabet: Sie bestand aus der Kombination kurzer und langer Zeichen. Spiegelsignale, denen durch längeres oder kürzeres Aufblitzenlassen der Sonnenstrahlen eine ganz bestimmte Bedeutung zukam, waren weithin entzifferbar.

Ein auf einer Anhöhe loderndes Feuer konnte nachts als Telegraf gebraucht werden, indem man es in gewissen Abständen verdeckte.

Wenn man am Tag Gras oder noch grüne Zweige in dasselbe Feuer warf, machte sich eine starke Rauchentwicklung bemerkbar, die man durch eine Decke zeitweise unterbinden und dann wieder aufkommen lassen konnte.

Auch Staubwolkenzeichen, die durch das Aufwirbeln von trockenem Schmutz entstanden, dienten zur Nachrichtenübermittlung. Auf der Erde, auf Bäumen oder auf Felsen von Spähern hinterlassene Warnsignale, wie Tier-oder Pflanzenbilder, erwiesen sich oft als ausgezeichnete Informationsquelle für nachstoßende Indianertrupps.

Dass die Indianer beim Entwurf ihrer Signalsprache Einfallsreichtum bewiesen, ist aus folgendem Beispiel ersichtlich, das H.-J. Stammel zitiert: „Die Verhaltensweise bestimmter Aasvögel … führte dazu, dass man ihre Flugbewegungen durch Ausbreitung von Aas regelrecht manipulierte, so dass ein weit entfernter Partner am genau kalkulierten Flugverhalten von Aasvögeln erkennen konnte, welche Mitteilung für ihn bestimmt war.“

Rauchzeichen
Rauchzeichen sind eine einfache Form der Fernkommunikation und wurden besonders bekannt durch die Anwendung bei den Indianerstämmen Nordamerikas. Um die benötigten Rauchwolken zu erhalten, wird dem offenen Feuer in der Regel nasses Gras zugesetzt. Anschließend wird die nun stark qualmende Feuerstelle mit einer Decke abgedeckt. Der sich sammelnde Rauch wird in bestimmten Abständen freigesetzt, so dass eine Zeichenfolge von „Rauch“ und „Nichtrauch“ entsteht.

Ähnlich wie beim Morsen sind den Rauchzeichen unterschiedliche Bedeutungen zugeteilt. Andere Unterscheidungsmerkmale sind die unterschiedliche Größe der einzelnen Wolken sowie die Farbe, die durch die Wahl der rauchbildenden Feuerbeigaben beeinflusst werden kann.

Doch auch in unserer Welt gibt es „Rauchzeichen“. In der alten Welt hat sich bei der Papstwahl bis in unsere Zeit hinein die Tradition erhalten, dass der Ausgang der Wahl durch ein Rauchzeichen signalisiert wird. Steigt schwarzer Rauch auf, so war der letzte Wahlgang ergebnislos – bei weißem Rauch wurde ein neuer Papst gewählt.

Mithilfe dieser ausgefeilten Signalsprache war es möglich über große Entfernungen hinweg, Mitteilungen zu senden, Berichte zu erstatten, Erkundungsergebnisse zu melden und Informationen auszutauschen. Die Rauchzeichen wurden jeweils auf dem höchsten Punkt der Gegend angezündet. Diese Rauchzeichen waren bis zu 80 Kilometer weit sichtbar. Dadurch, dass die Indianer auch nach Bedarf grüne Zweige oder Gras in das Feuer warfen, konnte die Rauchentwicklung erheblich gesteigert werden. In der Nacht diente der weite Schein des Feuers zum Informationsaustausch, der ebenfalls mit einer Decke zeitweise unterbunden wurde, um so die „Morsesignale“ zu senden.

Beispiele für Rauchzeichen:
Eine einzelne Rauchsäule bedeutete soviel wie „Aufbruch“ beim Verlassen des momentanen Lagerplatzes, oder auch „Vorsicht, Feinde“. Bei einer einzelnen Rauchsäule waren die Feinde zwar in Sicht, stellten aber noch keine Gefahr dar und wurden nur beobachtet. Zwei nebeneinander liegende Feuer, von denen zwei Rauchsäulen parallel aufstiegen, verkündeten die Nachricht: „Alles in Ordnung, keine Gefahr.“ Waren jedoch 3 oder mehr Rauchsäulen am Himmel zu sehen, war sozusagen Alarmstufe rot, es hieß soviel wie: „Vorsicht, Feinde im Land“ Je mehr Rauchsäulen zu sehen waren, desto näher und größer war die Gefahr.

Es gab noch weitaus mehr Signalzeichen bei den Indianern. Einige werden nachfolgend dargestellt:

Die Sonne war ein gebräuchliches „Hilfsmittel“ der Indianer, um Nachrichten über weite Entfernungen zu schicken. Mithilfe der Reflektion von Sonnenstrahlen auf Metall oder Spiegel, wurden durch das „Aufblitzen“ lassen, kurze und lange Zeichen erzeugt, die weithin sichtbar waren.

Auch in der Natur war es schon fast selbstverständlich, etwaigen nachfolgenden Indianern Informationen oder Warnsignale zu hinterlassen. Die Indianer verwandten dazu Äste, Stämme, Laub und Steine, die in bestimmter Form auf- oder nebeneinander geschichtet oder gereiht wurden. Auch Abbildungen, die Tiere oder Pflanzen zeigten, wurden mit Hilfe von Steinen auf Felsen oder in Baumrinden geritzt. Auch in die Erde oder in den Wüstengebieten auch in den Sand wurden Zeichen hinterlassen, wobei hier die Windrichtung für einen bestimmten Zeitraum mitberücksichtigt wurde.

Auf diese Weise blieben detaillierte Informationen zurück. Zeichnungen wurden auch dazu verwandt, ganze Legenden und Geschichten für die Nachwelt festzuhalten. Sie wurden von den Indianern auf Höhlen- oder Schluchtenwänden, auf Felsen, Holz, Muscheln und Tierhäuten gemalt. Verschiedene Symbole dienten als einfache Darstellung für Mensch, Tier und Pflanze und wurden meist spiralförmig von der Mitte aus, was wieder die Wichtigkeit des Kreises, des Gleichgewichts, bei den Indianern, hervorhob.

Auch die Tiere wurden bei der Signalsprache mit eingesetzt, denn dem Einfallsreichtum der Indianer bei der Signalsprache waren kaum Grenzen gesetzt. Sie war perfekt ausgeklügelt. Das ging sogar soweit, dass man Tiere wie z. B. Geier dazu „benutzte“ Botschaften zu übermitteln. Es wurde dafür gezielt Aas ausgelegt, und somit die Flugrichtung der Vögel manipuliert, um dem weit entfernten Beobachter Meldung zu machen.

Auch durch bestimmte Laute haben sich die Indianer verständigt. Meist waren es Geräusche, die auch in der Natur zu finden sind, wie das Heulen eines Kojoten oder Wolfes, der Ruf der Eule oder des Adlers. Die Indianer konnten dies so täuschend echt nachahmen, dass es für die, die es hörten, nicht zu unterscheiden war, ob dies nun ein Indianer war oder ob es doch nur die jeweiligen Tiere waren, die die Stille mit ihren Rufen durchbrachen.