Die Indianerstämme unterschieden sich in der Kleidung, die sie trugen. Die bekannteste Tracht, die meistens auch als die Kleidung aller nordamerikanischen Indianer angesehen wird,, ist die traditionelle Kleidung der Präriebewohner, die im Sommer aus einem kleinen Lendenschurz oder einfach einem zwischen den Beinen durchgezogenen Lederstück bestand. Zur Bekleidung gehörten ferner – besonders im Winter getragene – gamaschenartige hohe Beinlinge, Die „Leggings“, die die Beine vom Knöchel bis zum Schenkel umschlossen.
Die Kleidung verrät etwas sowohl über die persönliche Identität ihres Trägers als auch über dessen kulturelle Situation.
In vielen Plains-Gesellschaften war ein Kopfschmuck aus Adlerfedern das sichtbare Zeichen für Heldentaten und Verdienste an der Gemeinschaft. Wenn eine solche Haube anlässlich eines weißen Medienereignisses getragen wurde, nahm sie eine zusätzliche Bedeutung an – signalisierte sie den nichtindianischen Zuschauern doch das Bild des „Indianers“, und zwar auf eine für sie verständliche Weise.
Nachdem solche Federhauben als weitverbreitetes Symbol des „Indianertums“ akzeptiert wurden, haben auch andere Indianergruppen – wie die Eastern Cherokee – sie eingeführt, die Botschaft blieb die gleiche.
Kleider aus Leder
Der Oberkörper der Männer blieb im Sommer nackt, im Winter zog der Prürie-Indianer ein Lederhemd über, das jedoch mehr die soziale Stellung seines Trägers demonstieren als seinen Körper schützen sollte. Die Männer der Wald- und Prärieindianer trugen gewöhnlich Hemden aus dem weichen Leder von Wapitis und Antilopen. Alle Kleidungsstücke wurden kunstvoll verziert und mit bunten Stachelschweinborsten oder Perlen bestickt. Wenn es kalt wurde, legten die Indianer Umhänge aus Bisonfell an oder zogen lederne Leggings an. Diese Beinlinge waren Stiefel und Hose zugleich. An den Füßen trugen die Indianer Mokassins. Vornehme Angehörige der Präriestämme trugen im Winter weite Roben aus Büffelleder
Auch die Frauen der Prärie-Indianer trugen im Winter Lederkleidung. Von der Taille abwärts waren sie in bis zu den Knien reichende Grasröcke gehüllt. Eine ähnliche Kleidung wie in den Prärien wurde auch in der subarktischen Region Nordamerikas getragen, z. B. von den Athabasken Kanadas. Die Männer trugen dort ebenfalls zumindest einen Lendenschurz aus Hirschleder um im Winter einen Mantel aus Büffelhaut – außerdem meinst ein ärmelloses Lederhemd. Auf Reisen trugen die subarktischen Indianer lederne Beinlinge, während sich die Frauen in T-förmige Gewänder hüllten.
Die Bekleidung der Prärie-Indianer und viele andere Gegenstände zeigen eine vielfaltige Dekoration. Ursprünglich bestickte man sie mit gefärbten Stachelschweinborsten, später mit europäischen Glasperlen. Zudem war der Besatz der Nähte und Ränder mit Haar- und Lederfransen oder Pelzwerk üblich. An den Mustern erkennt man die Herkunft der Objekte und gerade bei den Mokassins kann man am Muster erkennen, woher der Träger stammt. Einige Unterschiede sind als Beispiel aufgeführt:
Die Mokassins der Prärie-Indianer sind im Gegensatz zu den weichsohligen Mokassins der östlichen Waldlandstämme noch mit einer zusätzlichen Hartledersohle ausgestattet. Die Oberseite der Dakota-Mokassins war fast ganz mit Stachelschweinborsten oder Perlen besetzt. Die Mokassins der Cheyenne tragen oft Zickzackmuster und über den Spann laufende Querleisten. Der Arapaho-Mokassin wurde im Spann häufig mit einer breiteren Längsverzierung, flankiert von zwei kurzen Streifen, versehen. Der Mokassin der Ute weist als Verzierung meist nur einen schmalen Längststreifen oder ein Kreuz auf. Die Mokassin der Prärie-Cree tragen Blumenornamente.
Nachfolgend sehen Sie eine Übersicht über die Bekleidung der Indianer in den verschiedenen Regionen. Die Bekleidung der Kinder entsprach übrigens im Wesentlichen der Bekleidung der Erwachsenen.
Bekleidung der Männer | |
Prärie-Indianer | Die Alltagskleidung bestand aus Lendenschurz, Leggings (Gamaschen) und Mokassins. Bei besonderen Anlässen wurden mit Menschenhaaren besetzte Kriegs- und Skalphemden nur von Häuptlingen, Medizinmännern, ausgezeichneten Kriegern und anderen Indianern mit hervorgehobener sozialer Stellung getragen. Im Winter trugen die Prärie-Indianer große Deckenmäntel aus Büffelfell oder -leder – verziert mit mehrfarbigen, die Kriegstaten des Trägers darstellenden Bilderzeichnungen oder zauberkräftigen Symbolen. |
Subarktis | Hier wurden vorn und hinten in einem Latz auslaufende, fransenbesetzte Lederhemden und Beinkleider getragen, die zusammen mit den Mokassins aus einem Stück waren. Das Material war hauptsächlich Wapitileder. |
Nordwesten | Hier liefen die Indianer zumeist barfuß und das auch bei Schnee. Sie waren meistens nackt, damit sie ihre Tätovierungen präsentieren konnten. Die Hemden und der Schurz aus Leder wurden meist Wapitileder hergestellt. Außerdem wurde auch Wolle zu Walkstoff verarbeitet (siehe Textilkunst unten). |
Kalifornien | Die hauptsächliche Kleidung bestand hier aus Schurz, Mokassins oder Sandalen. Im Winter wurden zusätzlich Deckenumhänge getragen. |
Plateau, Großes Becken | Hier bestand die Kleidung hauptsächlich aus Schärpen aus Wildleder, die in der Taille von Gürteln gehalten wurden. |
Apachen, Navajo | Diese Indianer trugen meist hirschlederne, ponchoartige Jacken und Hemden oder echte Ponchos. |
Pueblo | Die Pueblo-Indianer trugen ponchoähnliche Hemden und Schärpen, die in der Taille durch einen Gürtel gehalten wurden. Die früer aus Wildleder hergestellte Bekleidung wurde später Baumwolle ersetzt. |
Östliches Waldland | Hier wurden Lendenschurz, Leggings und Mokassins getragen, die hauptsächlich aus Wapitileder bestanden. |
Südosten | Der Lendenschurz und die Schäfte dieser Region bestanden zumeist aus Wildleder. |
Bekleidung der Frauen | |
Prärie-Indianer | Die Frauen trugen lange fransenbesetzte Lederkleider mit kurzen angeschnittenen und auf der Innenseite offenen Ärmeln, dazu knielange Leggings und Mokassins. |
Nordwesten | Die Indianerfrauen des Nordwestens trugen Röcke aus Fellen, Häute, Wolle oder ausgeklopfter Rinde. Im Winter trugen sie Kleider, Überröcke aus zerfaserter Zedernrinde und geflochtenen Hüten. |
Kalifornien | Hier waren Schürze aus Leder und Fasern die Hauptbekleidung. Dazu trugen sie als Kopfbedeckung geflochtene Kappen. Im Winter wurden zusätzlich Deckenumhänge angelegt. |
Plateau, Großes Becken | Die Kleider dieser Frauen bestanden aus Rindenfasern, Kaninchenfellen und Wildleder. |
Apachen, Navajo | Die einteiligen Kleider oder Lederponchos und Röcke waren die Hauptbekleidung der Apachen- und Navajo-Frauen. Dazu wurden Mokassins und lederne Beinkleider getragen, die aus einem Stück gefertigt wurden. |
Pueblo | Die Pueblo-Frauen trugen Kleider aus Wildleder, später wurden sie durch Kleider aus Baumwolle ersetzt. |
Östliches Waldland | Die Frauen des östlichen Waldlandes trugen knielange Kleider oder einen Rock mit Bein- und Fußbekleidung. Im Winter trugen sie Pelz- oder Federmäntel. Die Kleidung war hauptsächlich aus Wapitileder gefertigt. |
Südosten | Diese Frauen trugen bei warmen Wetter einen kleinen Rock und wenn es kalt wurde trugen sie ein langes Kleid. |
Textilkunst / Teppichweber
Die allgemeine Feststellung, dass der Weg vom Flechten zum Weben führt, ist keine neue Entdeckung. Bei den Ureinwohnern Amerikas existierten jedoch zum Zeitpunkt der Entdeckung die verschiedensten Stadien und Formen der Textilkunst von sehr einfachen bis zu den fortgeschrittensten mit Hilfe wirklicher Webstühle, so dass die Entwicklung dieser Kunstgattung hier sehr augenfällig wird. Der Südwesten war die Region, die bereits in vorkolumbischer Zeit zur Benutzung des Webstuhls und zur Herstellung schöner Wandteppische übergegangen war.
Die Hopi, die Bewohner der westlichen Pueblos, sind vielseitige Webkünstler. Aber auch die in den östlichen Pueblos siedelnde große Indianergruppe, eine der ältesten Nordamerikas, gelten als Meister dieser Kunst. Diese Pueblo-Indianer sind die unmittelbaren Nachkommen der Träger der Anasazi-Kultur. Die Pueblo-Kultur hat also – in zwei heute voneinander getrennten Gebieten – eine Entwicklung von zweitausend Jahren durchlaufen.
Auf Webstühlen begannen dann in nachkolumbischer Zeit zwar nicht die Pueblo-Indianer, aber die Navajo – und zwar als einzige in Nordamerika – auch Wandteppiche zu weben. In der nachkolumbischen Ära erschien so im Panorama der indianischen Kunst Nordamerikas eine neue Disziplin. Das Aufkommen von Wandteppichen bei den Navajo hängt unmittelbar mit der Verwendung eines neuen Materials zusammen – der Wolle. Sie ist aus Spanien über Mexiko in den Südwesten Nordamerikas gelangt.
Die im 19. Jahrhundert von allen Südwestlichen Indianern, besonders aber eben von den Navajo, gehaltenen spanischen Schafe hatten zwar nur sehniges Fleisch, aber sie lieferten eine lange, glatte Wolle, die »Churro« genannt wurde und ein ideales Spinnmaterial bildete. Heute halten die Teppichweber der Navajo auch das spanische Merinoschaf und das französische Ramboquillet.
Die Indianer scheren die Schafe gewöhnlich im Mai, wenn die Wolle am stärksten ist. Nach der Schur wird sie gereinigt, aufgelockert und in der Sonne getrocknet. Die Navajo-Weber bleichen die geschorene Wolle, indem sie diese mit Kaolin bzw. Gips bestreuen. Dann wird die Wolle mit Hecheln geriffelt. Das Riffeln von Hand ergibt ein gleichmäßiges und festes Garn, aus dem die Navajo-Teppiche gewebt werden können. Nach dem Riffeln erfolgt das Spinnen, wozu die Navajo eine etwa halbmeterlange Spindel benutzen – einen langen Stab, an dem eine hölzerne Scheibe befestigt ist, die als Schwungrad wirkt.
Das zur Herstellung von Teppichen bestimmte Garn wird zwei- oder dreimal gesponnen. Und die Geschichte der indianischen Kunst kennt auch Fälle, in denen man die zur Schaffung besonders kostbarer Teppiche verwendete Wolle zehnmal gesponnen hat.
Nur den Navajo eigentümlich ist das Färben der Wolle in intensiven, leuchtenden Farben. Ihre Teppichkunst ist geprägt von einem scharlachroten Farbton, den man »Bayeta« nennt. Um das Material für diese Farbe zu gewinnen, haben die Frauen der Navajo angeblich die roten Wolluniformen spanischer Soldaten, die in den zahllosen Kämpfen gegen diese so freiheitsliebenden Indianer gefallen waren, aufgetrennt und wieder zu Fäden versponnen. Das Bayeta-Rot herrscht auch heute noch auf den Navajo-Teppichen vor.
Daneben wurden aber auch andere Farben verwendet. Sie kannten über hundert Rezepte zum Färben der Wollfäden mit Hilfe aus Pflanzen gewonnener Farbstoffeso die Experten von wirliebenwandern.de.
Obwohl die Navajo von sich behaupten, dass sie das Weben an Webstühlen schon seit Urzeiten beherrschten, bezeugen doch neuere Forschungsergebnisse eindeutig, dass die Navajo dies von den Pueblo-Indianern übernommen haben, die diese Kunst freilich schon vor 2000 Jahren ihrerseits von den mexikanischen Indianern erlernten.
Zwischen den Navajo und den Pueblo-Indianern besteht hinsichtlich der Webkunst ein wesentlicher Unterschied: bei den Pueblos weben die Männer, bei den Navajo werden die schönen Teppiche fast ausschließlich von Frauen gefertigt. Auch die Materialgewinnung, die Schafhaltung, ist bei den Navajo Frauensache.
Aus: „Kunst der Indianer und Eskimos Nordamerikas“ von Miloslav Stingl