Haben Sie eigentlich gewusst, dass Mais, Bohnen, Tomaten, Kartoffeln und sogar einige der Zubereitungsarten indianischen Ursprungs sind?
Wenn wir Tomatensoße essen, denken wir vielleicht an die italienische Küche. Gibt es Kartoffeln mit Bohnengemüse, dann kommen wir nicht auf den Gedanken, dass wir gerade Indianisch essen. Und doch ist es so. Denn Tomaten, Kartoffeln und Bohnen stammen von den Indianern.
Wir verdanken den Indianern fast die Hälfte unserer Nutzpflanzen, die wir heute auf Feldern und in Gärten anbauen, denn über 60% der heute auf der Erde verzehrten Lebensmittel sind Produkte von Pflanzen, die von den Indianern domestiziert wurden.
Die Kartoffel, von der die Hochlandindianer über 600 Sorten anpflanzten, hat mehr Reichtum nach Europa gebracht, als alles Gold, das die Spanier den Indianern raubten. Mit der Kartoffel kamen auch Kürbisse, Paprika und Zucchini zu uns. Und selbst das zweitwichtigste Getreide der Welt – den Mais – verdanken wir den Indianern. Der bei uns so beliebte Puffmais – Popcorn – stammt von den Indianern.
Schauen Sie in die folgende Tabelle. Dort finden Sie eine Auflistung in welcher Region Indianer bestimmte Nahrungsmittel gewonnen haben.
Indianer im Südwesten | |||
Die Südwest-Indianer gewannen ihre Hauptnahrungsmittel durch den Bodenbau, durch Viehzucht, Jagd und das Sammeln von Wildpflanzen: | |||
Bodenbau | Wildpflanzen | Viehzucht | Jagd / Fischfang |
Mais, Bohnen, Kürbis, Tabak, Weizen (nach 1540), Hafer (nach 1540) verschiedene Obstarten (nach 1540) | Mesquitebohnen, Schraubenbohnen, Kaktusfrüchte, Mescalwurzel, Pinienkerne, Eicheln, Kastanien, Beeren, verschiedene Samenkörner | Truthahn, Viehzucht mit Schaf, Rind und Ziege (nach 1540) | Kaninchen, Bär, Schalentiere, Seeschildkröte |
Indianer an der Nordwestküste | ||
Die Völker an der Nordwestküste lebten vor allem vom Fischfang. Jagdbeute und pflanzliche Ernährung waren für sie von geringerer Bedeutung: | ||
Fischfang | Jagd | Wildpflanzen |
Lachs, Forelle, Kerzenfisch (Olachen), Hering, Dorsch, Aal, Weißfisch, Robbe, Wal, Seeotter, Seelöwe, Muscheln, Krabben, Krebse | Hirsch, Bergschaf, Bergziege, Bär, Berglöwe | Beeren, Ahornsaft |
Plains- und Prärie-Indianer | ||
Die Plains-Indianer waren vorwiegend Bisonjäger, die sesshaften Prärievölker waren Bodenbauer. Zusätzlich ernährten sie sich von Wildpflanzen: | ||
Jagd | Wildpflanzen | Bodenbau |
Bison, Antilope, Rotwild, Hase, Kaninchen | Wilder Reis, Wildrüben, anderes Wildgemüse, Camaswurzel, Beeren, Pekannüsse, Eicheln, Kaktusfrüchte, Wildkirschen, Hagebutten | Mais, Bohnen, Kürbis, Sonnenblumen, Tabak |
Indianer im Nordosten | |||
Die Völker des nördlichen Waldlandes hatten einen hochentwickelten, über 2000 Jahre alten Bodenbau. Jagdtiere, Fische und Wildpflanzen spielten in ihrer Ernährung nur eine geringe Rolle: | |||
Bodenbau | Wildpflanzen | Jagd | Fischfang |
Mais, Bohnen, Kürbis, Melonen, Sonnenblumen | Wilder Reis, Ahornsaft, Beeren, Hickorynüsse, Kastanien, Eicheln, Walnüsse, verschiedene Wurzeln wie Topinambur und Blätter | Bison (im Gebiet des Ohiotales), Elch, Hirsch, Bär, verschiedene kleinere Säugetiere, Wildente, Wildgans, wilder Truthahn | Lachs, Forelle, Aal, Barsch, Hecht, Weißfisch, Schalentiere, Frösche, Schildkröten |
Indianer im Südosten | |||
Die Indianer des Südostens lebten vorwiegend vom Bodenbau. Das Sammeln von Wildpflanzen und das Jagen spielten für sie jedoch eine wichtige Rolle: | |||
Bodenbau | Wildpflanzen | Jagd | Fischfang |
Mais, Bohnen, Kürbis, Sonnenblumen, Tabak, Dattelpflaumen, Stechpalmenblätter, Tomaten | Dattelpflaume, Süßkartoffel, Pilze, wilder Reis, Wasserliliensamen, Eicheln, Kastanien, Beeren, Hickorynüsse, Walnüsse | Hirsch, Bär, Kaninchen, wilder Truthahn, Vögel | Wal, Seekuh, Schalentiere, Alligator |
Seit der frühkolonialen Zeit wurden von den Europäern übernommen: Wassermelone, Pfirsich, Reis
Nachfolgend möchte ich Ihnen einen kleinen Überblick geben, wie Indianer in früheren Zeiten (teilweise auch heute noch) ihre Nahrungsmittel zubereitet haben.
Diese Auswahl an Rezepten sollte nur zur Information und nicht unbedingt zum Nachahmen dienen.
Rezepte zum Nachkochen werden auch noch vorgestellt! Bisonfleisch Die Indianer verwendeten alle essbaren Teile des Bisons – sie warfen nichts weg. Die gesäuberten Därme etwa verarbeiteten sie zu Wursthäuten, die dann mit Fleisch, Markfett, wilden Zwiebeln, verschiedenen Beeren und Kräutern gefüllt wurden. Die Indianerinnen kochten das Bisonfleisch mit Gemüse (z.B. mit wilden Rüben und Erbsen) als Eintopf oder brieten es (in dicke Stücke geschnitten) mit Salz und Pfeffer gewürzt, am offenen Feuer. Das Fleisch wurde auch konserviert. Mageres Fleisch wurde in dünne Stücke geschnitten, gut gesalzen und an einer Schnur aufgehängt in der Sonne getrocknet. Bei Sonnenuntergang hängte man das Fleisch an einen trockenen Ort auf und am nächsten Tag wurde es wieder der Sonne ausgesetzt. Die Feuchtigkeit der Luft und die Intensität der Sonne bestimmten, wie oft dies wiederholt werden musste. Das getrocknete Fleisch wurde dann in zugedeckten Behältern an einem trockenen Ort gelagert.
Die Indianer verwendeten es für Eintopfgerichte, Suppen oder Pemmikan, brieten es mit Zwiebeln oder Chilischoten oder aßen es roh. Die Plains-Völker pulverisierten das luftgetrocknete Fleisch in einem Steinmörser, dem sogenannten „Pemmikan-Mörser“ und mischten es mit Fett und verschiedenen Beeren. Das so konservierte Fleisch – Pemmikan – war sehr proteinhaltig und nahrhaft.
Pemmikan Pemmikan kann auch mit Rehfleisch zubereitet werden. Man schneidet ungefähr 1kg Fett in kleine Stücke, die man in einer Pfanne schmelzen lässt. Danach gibt man 2-3kg fein gehacktes, luftgetrocknetes Rehfleisch darüber und mischt 1,5 Tassen gedörrte Aprikosen sowie Zwetschgen darunter. Daraus formt man kleine Kugeln, die luftdicht verpackt werden.
Eichhörnchenfleisch Auch Eichhörnchenfleisch wurde von den Indianern auf verschiedene Arten zubereitet. Sie schnitten es z.B. in Portionen, wendeten diese dann in mit Salz und Pfeffer gewürztem Mehl und brieten es in heißem Fett an. Danach wurde mehr als die Hälfte des Fettes abgegossen und das Fleisch wurde mit etwas Wasser bei niedriger Hitze weiter geschmort, bis es sich von den Knochen löste. Anderen Rezepten nach wurde das Eichhörnchenfleisch verschiedenen Eintopfgerichten beigegeben.
Ground Dog (Murmeltier-Art) Eine weitere Zubereitungsart kannten die Indianer für den Ground Dog, eine Art Murmeltier. Das Tier wurde ausgenommen, gewaschen und in Wasser gar gekocht. Danach nahm man es aus dem Kochgefäß heraus, bestreute es mit Salz und Pfeffer und grillierte es am offenen Feuer.
Schlangen und Insekten Einige Indianervölker fingen Schlangen und Insekten, die dann gekocht wurden. Die Cherokee z.B. sammelten nachts Zikaden. Sie suchten nach denjenigen ohne Flügeldecke, bei den anderen wurde diese entfernt. Sie vermieden es peinlich die Zikaden dem Sonnenlicht auszusetzen, um den raschen Verwesungsprozess nicht zu beschleunigen. Die Zikaden wurden gewaschen, in wenig Fett angebraten und heiß oder kalt gegessen.
Eine andere Spezialität der Indianer des Südostens war eine Wespensuppe (Yellowjacket). Sie erhitzten einen ganzen Wespenstock am offenen Feuer. Danach wurden die Larven entfernt und die äußere, papierähnliche Hülle am Feuer geröstet. Dann wurden die Wespen heraus genommen und ebenfalls am offenen Feuer gebräunt. Sie wurden dann in Wasser gekocht und mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt.
Die indianische Küche kennt aber auch viele Rezepte für die Zubereitung verschiedener Pflanzen, vor allem von deren Knospen, Blättern, Samen und Wurzeln. Nach diesen Rezepten wird (im Gegensatz zu den oben genannten Fleischrezepten) zum Teil auch heute noch gekocht. Die Pima und Papago im Südwesten essen z.B. gekochte Chollaknospen (eine Kaktusart). Die Chollaknospe wird vorsichtig mit einer Zange gepflückt, in eine große Pfanne gelegt und dann mit Wasser zugedeckt ungefähr eine halbe Stunde lang gekocht. Während dieser Zeit lösen sich die Dornen. Danach werden die Knospen aus dem Wasser genommen, abtropfen lassen und die restlichen Dornen mit einer Bürste entfernt. Die so zubereitete Knospen werden nochmals in eine mit Wasser gefüllte Pfanne gelegt und so lange geköchelt, bis sie gar sind. Schließlich wird das Gericht mit Salz und Pfeffer gewürzt oder es wird am Schluss mit rohem Spinat gemischt und dann nochmal ca. 5 Minuten gekocht. Häufig werden die Chollaknospen auch zusammen mit Fleisch, Zwiebeln und Chilischoten gekocht.
Die Bewohner der sonorischen Wüste bereiten schon seit alters her die in dieser Gegend wachsenden Teparybohnen. Sie legen die Bohnen über Nacht in Wasser ein und kochen sie am nächsten Tag mehr als vier Stunden in frischem Wasser. Die Teparybohnen werden entweder mit wenig Butter, roter Chilisauce, gerösteten grünen Chilibohnen, mit seperat gekochtem Fleisch, Schinken, Zwiebeln oder Tomaten gegessen.
Ebenfalls im Südwesten wird eine Art Gänsefuß, Lambs Quarter, auf ähnliche Weise zubereitet. Zuerst dünstet man eine fein gehackte Zwiebel und Speckstreifen in Fett, dann gießt man ein wenig Essig dazu und streut Salz darüber. Die oberen Teile der Pflanze gibt man dazu und kocht sie kurz mit. Dieses Gericht wird heiß gegessen.
Die Pueblo kochen Blätter von Curly Dock, einer Ampferart, in wenig Wasser kurz auf und würzen sie mit Salz, Pfeffer sowie ein wenig Essig oder Zitronensaft. Sie werden zusätzlich mit angebratenen Speckwürfeln bestreut. Die jungen Blätter verwenden die Pueblo roh für Salat.
Eine weitere Spezialität der indianischen Küche ist das Piki- oder Papierbrot, ein sehr dünnes Fladenbrot der Navajo oder Pueblo. Den Teig bereiten die Navajo aus der Asche von Wacholderbeeren und -blättern, blauem Maisgrieß und Wasser zu. Mit der Hand formen sie daraus hauchdünne Fladen, die sie auf einem glattpolierten Stein in der Größe eines Servierbrettes, dem sog. »Piki-Stein«, backen. Dieser Stein wird vorher mit Hirn- oder Rückenmark vom Schaf eingerieben, was bewirkt, dass sich das fertig gebackene Brot im richtigen Moment von der Unterlage löst. Diese Backtechnik bedarf einer jahrelangen Übung.
Ähnlich aufwendig war das Zubereiten von Süßigkeiten aus Yuccafrüchten bei den Pueblo-Indianern. Sie sammelten die reifen Früchte und buken sie über Nacht in einer zugedeckten Grube in der Erde. Neuerdings vereinfacht man dieses Verfahren, indem man die Früchte stundenlang bei niedriger Hitze im Ofen bäckt. Anschließend werden sie geschält, die Samen heraus genommen und die Früchte zu einer Masse geknetet, die als Füllung für süßes Gebäck verwendet oder zu kleinen Kugeln geformt wird, die man an der Sonne trocknet und als Konfekt genießt.
Die Ureinwohner Amerikas erzeugen seit alters her aus verschiedenen Pflanzen eine große Menge an Getränken. Das traditionelle Getränk der Cherokee wird aus den Beeren des roten Sumac zubereitet. Die Beeren werden zwischen den Handflächen fein zerrieben, wobei man sorgfältig vermeidet, sie zu zerquetschen, dann werden sie in Wasser geworfen und der Saft wird anschließend durch ein Sieb gegossen, gesuüßt und kalt getrunken. Da die Beeren des weißen Sumac giftig sind, kommen für dieses Getränk nur Beeren des roten Sumac zur Verwendung.
Ein anderes Getränk der Cherokee wird aus den Bohnen des Honey Locust – einer Art Gleditschiebaum – gewonnen. Man verwendet dazu nur reife Bohnen, die man der Länge nach halbiert, in heißem Wasser einweicht und durchsiebt. Dieser Saft wird kalt oder heiß getrunken und nach Geschmack gesüßt.
Die Indianer des Südostens kochen trockene Yauponblätter – eine Art Stechpalme – ungefähr 15 Minuten im Wasser, sieben sie ab und trinken den Yaupontee heiß. Auch die Indianer des Südwestens bereiten noch heute nach einem uralten Rezept ein erfrischendes Getränk aus Mesquite zu, einer Pflanze aus der Familie der Mimosen, die im Südwesten der USA und in Mexiko vorkommt, das Getränk lässt sich auch optimal in einer Trinkflasche to go mitnehmen . Ihre bohnenähnlichen, sehr zuckerreichen Früchte pflückt man im Juli, wenn sie weich und gelb sind. Man wäscht sie, kocht sie mit Wasser, bis sie gar sind und lässt sie im gleichen Topf abkühlen. Danach zerstampft man sie mit einem Holzstössel zu einem dünnflüssigem Brei, den man anschließend passiert. (Quelle: „Indianer Kochbuch“ von Eva Bechtler-Voseckova und Anita Margulies-Levy, Tanner + Staehelin Verlag)