In ihrem Drang nach Freiheit ähnelten die Araukaner, die Ureinwohner des mittleren Chile (zwischen 30° und 43° südlicher Breite), den Indianern im „Wilden Westen“ der Vereinigten Staaten. Weil die auch Mapuche, d. h. Landleute, genannten Indios die Spanier mit last unglaublicher Hartnäckigkeit und Tapferkeit hekämpften und ihrem Vordringen beharrlich Einhalt geboten, wurden sie mit dem schmeichelhaften Beinamen „die Comanchen Südamerikas“ bedacht.
In der Tat hatten die kriegerischen Indianer es sogar fertig gebracht, 1475 den größten Eroberer aller Inkas in einem erbitterten dreitägigen Ringen mit seinen Streitkräften an den Ufern des chilenischen Rio Maule vernichtend zu schlagen. Tupac Yupanqui, der „Alexander der Große“ der Neuen Welt, war nur vom Volk der Araukaner in einer offenen Feldschlacht besiegt worden.
Der heftige Widerstand der Araukaner hielt nicht nur den Vormarsch der Inkas auf, sondern brachte auch den Ansturm der spanischen Konquistadoren zum Erlahmen. Die Araukaner verteidigten die Unabhängigkeit und Unversehrtheit ihres Volkes derart standhaft über lange Zeit, dass die Chilenen den weißen Stern des araukanischen Banners auf ihre Nationalfahne übernommen haben.
Die große Wende im Araukanerkrieg kam 1598 in der Schlacht beim Indianerdorf Carabala. Der oberste Toqui (Häuptling) Pelantar griff das vom Generalkapitän von Chile, Onez de Loyola, befehligte Heer so überraschend an, dass sich jede Gegenwehr als zwecklos erwies.
Anscheinend vermochte nur ein einziger spanischer Soldat seine Arkebuse (Hakenbüchse) abzufeuern. Die Vernichtung ihrer Armee zwang die Spanier zur Räumung ganz Araukaniens und zum Rückzug hinter den Rio Bío-Bío. Dieses Zurückweichen vor dem Gegner ist als einzigartiger Vorgang in der Geschichte des kolonialen Amerikas zu werten. Es sicherte den Araukanern nämlich für die nächsten dreihundert Jahre ihre Unabhängigkeit.