Dull Knife (Tahmelapashme = Lakota „Dull Knife“, Wohehiv = Cheyenne „Morning star“) wurde um 1810 geboren und starb im März 1883. Er war Häuptling der Northern Cheyenne.
Dull Knife war, obgleich eigentlich ein Cheyenne, vor allem unter seinem Lakota-Namen bekannt, da eine seiner beiden Frauen, Short One, eine Lakota war. Er lebte längere Zeit bei diesem befreundeten Stamm und beherrschte auch die Lakota-Sprache. Den Euro-Amerikanern wurde der Cheyenne-Häuptling trotz früherer kriegerischer Taten erst nach 1864 bekannt, als er nach dem Sand-Creek-Massaker feindselig auftrat. Im Dezember 1866, während -»Red Clouds Krieg um das Powder-River-Gebiet (1866-68), beteiligte er sich am Gefecht gegen die Kavallerie-Abteilung unter Capt. William J. Fetterman. Schließlich signierte er 1868 den Vertrag von Ft. Laramie und zeigte sich fortan bemüht, friedliche Beziehungen zu den Euro-Amerikanern zu unterhalten.
Gemeinsam mit -»Little Wolf besuchte er im November 1873 die Bundeshauptstadt Washington. Während des Krieges der USA gegen die Lakota und Cheyenne (1876/77) beteiligte er sich nicht an den Schlachten am Rosebud River und am Little Big Hörn, obwohl sich sein Lager offenbar in der Nähe befand. Schließlich bezog er mit seinen Anhängern unweit des Powder River westlich vom heutigen Kaycee, Wyoming, ein Winterlager, das am 25.11.1876 von US-Kavallerie unter Colonel Ranald Mackenzie angegriffen wurde. Die meisten Cheyenne konnten zu Crazy Horse fliehen, doch fiel sein ältester Sohn im Gefecht und das gesamte Lager wurde verbrannt.
Gemeinsam mit den Leuten von Crazy Horse verbrachten sie den Winter unter schwierigen Bedingungen, ständig vom Hunger und von Angriffen durch das Militär bedroht. Ende April 1877 gaben die von Crazy Horse und Dull Knife geführten Lakota und Northern Cheyenne auf und kapitulierten. Anfang Mai 1877 erreichten sie Red Clouds Agentur. Bereits am 28.5.1877 begann der Marsch der Cheyenne nach Süden zur Agentur Darlington im Indian Territory. Offenbar waren die Cheyenne der Meinung, falls es ihnen dort nicht gefiele, wieder in ihre nördliche Heimat zurückkehren zu dürfen. Anfang August 1877 kam Dull Knife mit seinen Leuten bei Ft. Reno an. Die Lebensbedingungen zeigten sich kompliziert, außerdem brach 1878 eine Masern-Epidemie aus, an der viele Cheyenne starben.
Mitte August 1878 forderten Dull Knife und Little Wolf die Rückkehr der überlebenden Northern Cheyenne nach Norden, jedoch wurde die Forderung von den Behörden ignoriert. Am frühen Morgen des 10.9.1878 verließen Dull Knife und Little Wolf mit etwa 300 Menschen die Reservation und gingen auf einen Marsch in nördlicher Richtung. Die Cheyenne wurden ständig von Militär und Miliz verfolgt. Dull Knifes Frau Short One, mit der er drei Töchter und drei Söhne hatte, starb infolge eines Unfalls mit einem Pferd.
Nach etwa sechs Wochen gab es am White Clay Creek in Nebraska Differenzen zwischen Dull Knife und Little Wolf, weil zahlreiche Cheyenne mit ihren Kräften am Ende waren und aufgeben wollten. Schließlich trennten sie sich und Dull Knife ging mit der Hälfte der Flüchtigen nach Ft. Robinson in Nebraska, das sie am 25.10.1878 erreichten. Der Lakota-Häuptling Red Cloud, den sie dort vermuteten und von dem sie Hilfe erhofft hatten, war jedoch einige Zeit vorher nach Pine Ridge umgesiedelt und konnte sie nicht unterstützen. Mitten im Winter kam aus Washington die Anweisung, die Cheyenne sofort nach Süden zurückzuführen, was Dull Knife und seine Leute grundsätzlich ablehnten.
Als die Rückführung nach Süden unwiderruflich festgelegt wurde, brachen die Cheyenne am 9.1.1879 aus der Barracke, in der sie eingesperrt waren, aus und flüchteten aus dem Ft. Robinson. Ein Teil der Flüchtigen wurde in den nächsten zwei Wochen von Soldaten getötet, andere wurden gefangen. Unter den Toten befanden sich eine Tochter von Dull Knife sowie sein Sohn Little Hump. Dull Knife gelang es, mit einigen Familienangehörigen, darunter seiner Frau Pawnee Woman, einer einst von den Pawnee geraubten Frau, mit der er vier Töchter und einen Sohn hatte, Ende Januar nach Pine Ridge in Sicherheit zu gelangen.
Noch 1879 erhielten Dull Knife und die anderen überlebenden Northern Cheyenne die Erlaubnis, in die neu geschaffene Reservation an den Tongue River nach Montana zu gehen, wo sie im November 1879 eintrafen und wo Dull Knife seine letzten Lebensjahre verbrachte. Die tragischen Ereignisse der Flucht aus dem Indian Territory, die mit vielen Toten verbunden war, belasteten ihn bis an sein Lebensende.