Indianerschmuck – Die Verarbeitung von Silber
Die Popularität und die Beliebtheit der Kunst des indianischen Silberschmuckes im 20. Jahrhundert ist zurückzuführen auf einen Navajo namens Atsidi Saani. Er erlernte ca. 1850 die Kunst des Silberschmiedens in Fort Defiance (Arizona) von einem spanischen Silberschmied und gab die Techniken dann an andere Indianer weiter.
Als die Navajo ca. 1868 in ihre Heimat, zu den Mesas, zurückkehrten – nachdem sie von den Amerikanern vertrieben worden waren und der Südwesten von den Vereinigten Staaten annektiert wurde – veränderte sich vieles in ihrem Leben. Sie wurden sesshafter und hatten mehr Zeit, voneinander zu lernen. Sie hatten schon früher Kupfer und Messing für die Zaumzeuge und Sättel der Pferde verwendet. Doch nun fingen sie an auch Silber zu verarbeiten. Die Kenntnisse der Silberverarbeitung verbreitete sich schnell, obwohl nur sehr einfache Werkzeuge zur Verfügung standen. Vielfach wurden Silbermünzen aus Mexico, später auch der Amerikanische Silberdollar, eingeschmolzen und zu Schmuck verarbeitet.
Im späten 19. Jahrhundert erkannten Händler den indianischen Schmuckmarkt und begannen feinere Werkzeuge und vorgefertigtes Silber an die Indianer zu verkaufen. Diese wiederum gaben als Sicherheit für die Bezahlung der erworbenen Sachen fertigen Silber-, Türkis- oder Korallenschmuck als Pawn (Pfand). Falls die Rechnung nicht nach einer bestimmten Zeit bezahlt wurde, verfiel der Anspruch auf den als Pfand hinterlegten Indianerschmuck, der dann als dead pawn (totes Pfand) bezeichnet wurde und vom Händler verkauft werden konnte.
Nach 1950 wurde der Gebrauch von Pawn als Deckung für bezogene Waren innerhalb des Reservates verboten, hat sich aber bis heute in den Gegenden um die Reservationen herum gehalten.
Heute besteht in den USA ein großer Markt für das indianische Kunsthandwerk. Viele Künstler leben weit außerhalb der Städte und Dörfer und stellen in ihrem Zuhause ihren Indianerschmuck her. Wenn sie einige Stücke beisammen haben, fahren sie – oft mehr als 2 Stunden – zu einem Trading-Post, um dort ihre Schmuckstücke gegen Geld oder Rohmaterial einzutauschen. Diese Trading-Posts, die oft schon seit Jahrzehnten bestehen, haben so eine riesige Auswahl an verschiedenen Schmuckstücken. Einige Traders haben mehr als 1.000 Künstler, die ihnen ihren Schmuck verkaufen.
Indianerschmuck – Silber und Edelstein
Indianerschmuck rangiert in der Gunst der Touristen ganz oben und ist fast überall und in allen Preislagen zu finden. Neben Fingerringen, Rubine & Ohrringe, blauer Saphir, Halsketten, Goldschmuck und Armbändern finden Käufer Hutbänder, Uhrenarmbänder, Bolo Ties und Gürtelschnallen in den verschiedensten Variationen.
Zwar pflegt keine Gruppe nur einen einzigen Stil, doch ihre individuellen Ausprägungen haben sie dennoch. Die Navajo versehen ihre Silberarbeiten mit Türkisen, einem für sie heiligen Stein.
Silberauflagen sind typisch für die Hopi, während die Zuni häufig kleine gefasste Edelsteine hinzufügen. Die Kunsthandwerker im Santo Domingo Pueblo stellen ungewöhnlichen Mosaikschmuck her. Zwar hat der moderne Indianerschmuck meist traditionelle Motive, doch die Künstler setzen die alten Regeln auf immer neue Weise um.
Navajo Indianerschmuck
Die Navajo Künstler und Silberschmiede haben eine markante Herstellungsmethode. Die wundervoll mit Blumen, feinem Draht oder Blättern verzierte Silberarbeit wird meist mit einem einfachen, zum Teil sehr großen Türkis veredelt. Meist werden auch mehrere kleinere Türkise oder Korallen in die Schmuckstücke eingesetzt. Manchmal werden auch maschinell gegossene Silber-Rohlinge verwendet, in die dann noch der oder die Steine eingesetzt werden. Seit mehr als 1.500 Jahren gibt es im Südwesten der USA die Türkis-Minen. Im ursprünglichen Gebiet der Navajos gibt es die größte Mine: bei Cerillos in New Mexiko. Im späten 18. Jahrhundert gab es nur wenige Türkissteine, welche die Navajos in ihren Schmuck einarbeiten konnten. Erst um 1920 waren mehr Steine verfügbar. Heute werden die Steine aus Minen in Colorado, New Mexico, Arizona und Nevada gewonnen.
Zuni Schmuck
Die Zuni Schmuckarbeit ist eine der feinsten und edelsten Techniken. Meist werden Türkis, Koralle, Muscheln und Jet in hochpräziser Feinarbeit als Mosaik in die Silberfassungen eingearbeitet. Sie bestechen durch ihre farbenfrohe und detaillierte Handarbeit. Man sagt auch, dass es den Zunis nur möglich war, diese Technik anzuwenden, da in der Nähe des Pueblos die Eisenbahn durchführte und sie so einer der ersten Stämme waren, der elektrischen Strom hatte um die Maschinen zu betreiben, die nötig sind, die Steine so präzise zu schleifen.
Hopi Indianerschmuck
Der klassische Hopi Silberschmuck hebt sich eindeutig vom Navajo- und Zuni-Schmuck ab. Er ist fast ausschließlich aus sogenanntem Silver-Overlay hergestellt. Es werden mittels einer sehr feinen Säge wundervolle Formen und Figuren aus einer Silberplatte ausgesägt, welche dann auf eine andere Silberplatte aufgelötet wird. Dies ergibt dann eine Vertiefung im Schmuckstück, das einen mehrdimensionalen Effekt auslöst. Die Hopi’s haben es verstanden, ihre Kunst des Silberschmiedens auf dem Markt anzupreisen. Von allem indianischen Silberschmuck, den man kaufen kann, ist der original Hopi-Schmuck der teuerste. Mittlerweile wird bei uns auf den Märkten viel Schmuck angeboten, der wie Hopi-Schmuck aussieht, aber nicht von Hopis gemacht wurde. (Vieles wird in Mexico hergestellt).
Knochenschmuck
Der Knochenschmuck stellt eine der natürlichsten Formen der indianischen Kunst dar und diente ursprünglich als Schutz bei einem Angriff mit Messer oder Pfeil und Bogen. Es gibt den Knochenschmuck für den Arm (= Bracelet), für den Hals (= Choker) und für die Brust (= Breastplate). Zu besonderen Anlässen (z. B. Indianische Tanzfeste = Powwow) schmückte man sich sehr ausgiebig und festlich. Der Knochenschmuck war zu diesen Anlässen weit verbreitet und wird auch auf heutigen Powwows viel eingesetzt.
Choker – Halsschmuck
Choker bestehen aus Knochenröhrchen. Sie werden auf Lederstreifen oder Sehnen aufgefädelt und mit Perlen verziert. Getragen werden die Choker um den Hals. Für den Choker wurde zwischen die ca. 2,5 cm langen Röhren immer ein Stück Rohleder und zusätzlich Perlen gesetzt. Als zusätzlicher Schmuck wurde manchmal auch eine Muschelscheibe in die Mitte gesetzt. War der Choker fertig gestellt, wurde er im Nacken zusammen gebunden.
Auch die Breastplate (= Brustplatte oder auch Knochenpanzer) wird mit Knochenröhrchen gefertigt und aufgefädelt. Hier wurde ebenfalls mit Perlen und Muscheln gearbeitet. Die Breastplate wurde nicht nur von Männern, sondern auch von Sioux-Frauen getragen. Der Unterschied bestand darin, dass die Knochenröhrchen bei den Männern horizontal und bei den Sioux-Frauen vertikal angeordnet waren.
Edelsteine oder doch seltene Edelmetalle wie Osmium für Indianerschmuck?
Die erste Armbanduhr wurde erst 1810 entworfen doch lebten die letzten Indianer bis 1890 in Süddakota. Wenn damals Indianer auf Amerikaner gestoßen sind, kam es häufig zu Auseinandersetzung. Manchmal wurde aber auch getauscht und es gab eine friedvolle Begegnung. So ist es theoretisch möglich, dass Indianer auch eine Armbanduhr hätten, besitzen und sogar tragen können. In der Praxis ist dies wahrscheinlich eher unwahrscheinlicher. Sie wussten nämlich nicht, wie man die Uhrzeit einer Armbanduhr ablesen kann. Einer der Heimaten der Indianer, Südamerika, gilt ebenfalls als eines der Länder mit Osmium Vorkommen. Das dort geförderte seltene Osmium wird weltweit verkauft und auch seit 2014 für die Produktion einer Osmium Uhr verwendet.
Da Indianer nicht über die notwendigen Werkzeuge verfügt haben, ist es ausgeschlossen, dass auch damals schon von den Ureinwohnern nach dem seltensten Edelmetall Osmium gegraben wurde. Der Grund dafür ist, dass Osmium nur äußerst selten vorkommt und in der Regel mit anderen Platinmetallen wie Palladium gefördert wird. Damit Indianer also auf Osmium hätten stoßen können, hätten Sie sehr tief graben müssen. Außerdem ist Osmium in seiner unbearbeiteten Form sehr giftig. Sie hätten also keine Möglichkeit gehabt, Osmium in Schmuck oder Uhren einzubauen. Schmuck von Indianern wurde hingegen oft aus Edelsteinen gefertigt und auf Edelmetalle wurde in der Regel verzichtet.