Bei vielen Indianerstämmen existierte der Glaube, von einer bestimmten Tierart abzustammen. Diese Tierart wurde zum religiösen Symbol zum Totem, dem man übernatürliche Kräfte zusprach. Wenn das Tier respektvoll behandelt wurde, so glauben die Indianer, übertragen sich seine Kräfte auch auf die Menschen.
Totemtier Bär
Die Totemtiere werden auch als Krafttiere bezeichnet und verkörpern bestimmte Eigenschaften. Die Totem- oder auch Krafttiere begleiten die Indianer durch ihr ganzes Leben.
Im Leben ist alles Bewegung; vom kleinsten Steinchen bis hin zu den mächtigen Bäumen im Wald und den winzigsten Blüten. Unsere Welt befindet sich in ständigem Wandel. Diese Bewegung liegt also keineswegs in der Zukunft, sondern im Hier und Jetzt der Gegenwart.
Tiere, Bäume, Palmen und Felsen sind Hüter des Lebens und bestimmter Stätten: Sie schützen Berge, Flüsse, Wälder, Familien, ja ganze Völker. Das Individuum steht dabei jedoch ganz unten auf dieser Liste.
Der Geist eines Tieres kann sich auch durch die Eigenschaften eines Berges äußern. So ähnelt der Bear Butte in South Dakota einem schlafenden Bären. Dieser Vulkankegel ist seit Urzeiten der rituelle Treffpunkt zahlreicher Indianerstämme. Eine Höhle, die an den Winterschlaf des Bären erinnert, ist voller Ritualgegenstände. Noch heute wird dieser Hügel verehrt. Er ist heilig.
Es heißt, dass Mensch und Tier früher miteinander kommunizieren konnten. So erzählt Großvater Wallace Black Elk folgende Legende:
„Nach der Schöpfung der Menschen lebten sie in Harmonie mit dem Baum des Lebens bis sie ihrem eigenen Zweifel erlagen. Sie sahen sich um und sagten: Wir müssen nun all das schaffen, woran der Schöpfer nicht gedacht hat.‘ Dieser Stolz ließ sie die seidene Hülle, diesen elektrischen Schutz-mantel verlieren, die sie bis dahin umgeben hatte.
Totemtier Elch
Sie leugneten den Schöpfer und seine Heilige Mutter. Deshalb sprach der Schöpfer: ‚Die Berge sollen entstehen.‘ Und die Erde wurde heftig erschüttert. Lava, Wasser, Schnee und Eis traten aus der Erde hervor, die Tiere flohen, fielen in den Schlamm und wurden vom flüssigen Gestein erfasst, so dass sie versteinert wurden. Dennoch konnten viele entkommen, und einige Vierbeiner sagten: ‚Lasst uns beten und zusammenbleiben für den Zweibeiner‘. Sie baten den Schöpfer für die Menschen um Verzeihung und opferten ihre eigenen Felle und ihr Fleisch, weil die Menschen die Bekleidung ihrer Geburt verloren hatten. So begann der Mensch sich zu kleiden, doch konnte er nicht mehr mit den Tieren reden.“
Totemtier Biber
Durch ihre übersinnlichen Kräfte überwinden Medizinmänner oder -frauen diese zwischen Mensch und Tier bestehende Schranke und erreichen für eine gewisse Zeit als Fürsprecher wieder den früheren Zustand.
Sie kennen die Sprache der Tiere und können ihre Kräfte und Energien verkörpern. Sie reisen in die Tiefen der Erde oder in die Lüfte, um die verlorene Seele eines kranken Menschen wiederzufinden und Aufschlüsse zu seiner Heilung zu gewinnen.
So wird z. B. von einer Medizinfrau erzählt, die die Vögel anrief, um ihr bei ihren Heilversuchen zu helfen. Bei ihrer Arbeit konnten alle Umstehenden recht deutlich den Gesang dieser Vögel vernehmen. Der Flügelschlag reinigt, beruhigt, lindert Verbrennungen und entfernt dunkle Gedanken.
Viele Frauen bedienen sich daher immer bestimmter Federn. Den Federn der Turteltaube wird z. B. eine zyklische Regenerierungskraft zugeschrieben.
Auch heute noch rufen die Medizinmänner bei Heilungsritualen in der Schwitzhütte die Totemtiere zu Hilfe, die in immerwährendem Kontakt zur Urquelle allen Lebens stehen. So wird die Spinne z. B. ersucht, die Fäden eines verwirrten Geistes wieder in Ordnung zu bringen, so die Experten von kraftmahl.de.
Bei den nordamerikanischen Indianern war der Glaube an übernatürliche Kräfte stark ausgeprägt. Sie hatten das Ziel, einen persönlichen Schutzgeist der Ihre Psyche stärkt zu finden, der ihnen bei der Jagd, im Kampf, für die Gesundheit und für ihr Ansehen zur Seite stand.
Vier kleine Cottonwood-Bäume markieren die Ecken dieses Ritualplatzes (ca. 2,5 bis 3m). Farbige Stofffetzen hängen von den Bäumen, deren Farben mit dem speziellen Anlass für die Visions-suche korrespondieren. Die Umzäunung besteht aus einem bis vier Seilen, an denen die Tabak-opfer (sog. Tobacco ties) befestigt sind. Das Ablagegestell für die Pfeife befindet sich im Südwesten. Der Suchende sitzt auf einem Büffelfell oder einer Decke.
Es gab und gibt viele Wege, das eigene Krafttier zu finden oder kennenzulernen. Viele Krafttiere erschienen den Suchenden in Träumen. Zu diesem Zweck zog sich der Suchende in die Einsamkeit zurück. Das Krafttier konnte aber auch „leibhaftig“ in jeder Tierform in Erscheinung treten. Jedes Tier, z. B. der Adler, das Pferd, ein Bär oder auch ein Hund konnte so zum Schutzgeist des Indianers werden, wenn er es im richtigen Moment sehen konnte. Manche Krafttiere bleiben lebenslang bei den Indianer, andere begleiten sie nur eine bestimmte Zeit lang.
Der Träumer kann den Namen des Tieres annehmen, das ihm erschienen ist. Aber auch Eigenschaften, Charakterzüge oder Verhaltensweisen können den Namen andeuten. So gibt es z. B. zwei Versionen darüber, wie Crazy Horse zu seinem Namen gekommen ist. Die eine Version erzählt, dass während seiner Geburt ein Pferd durchgegangen ist und wie verrückt durch das Lager gerannt ist. Eine andere Version erzählt davon, dass er sich den Namen erst verdient hätte, denn er beherrschte die Reitkunst so gut, dass er in der Lage war, sein Pferd tanzen zu lassen.
Der Name eines Indianers konnte sich im Laufe seines Lebens mehrfach ändern, wenn wichtige Ereignisse dies rechtfertigten. Der erste Name eines Kindes offenbarte sich übrigens den Medizinmännern.
Eine schöne alte indianische Weisheit sagt: „Du musst die Dinge mit dem Auge in deinem Herzen ansehen, nicht mit dem Auge in deinem Kopf.“
Nachfolgend sollen nun einige Krafttiere aus der langen Liste der Krafttiere kurz vorgestellt werden:
Krafttier | Eigenschaften |
Napca, die Schwalbe | Positiv: Erneuerung, Beständigkeit, Treue, Fruchtbarkeit |
Negativ: Zerstreutheit | |
Indianische Namen: Swallow Bird, Little Bird, Cloud Bird | |
Tuzweca, die Libelle | Positiv: Symbol des Wandels und langen Lebens |
Negativ: Illusion | |
Kangi, der Rabe | Positiv: Erneuerung, Heilung, vorausschauend, mutig |
Negativ: räuberisch, aggressiv | |
Indianische Namen: Bird on the Ground, Raven Blanket, Black Bird | |
Iktome, die Spinne | Positiv: geduldig, arbeitsam, harmonisch |
Negativ: berechnend, verschlingend | |
Sunkawakan, das Pferd | Positiv: Freiheit, Macht, Ausdauer, fruchtbare Kraft, Erhabenheit der Macht der Seele |
Negativ: Starrsinn | |
Indianische Namen: Crazy Horse, American Horse, Horse Capture, Horse with Horns, Running Horse, Pretty Horse, Spotted Horse, Fast Horse, Eagle Horse, Black Horse, White Horse, Yellow Horse, Horse comes out, Shot his Horse, Horse the Clothing | |
Zuze’ca, die Schlange | Positiv: Kraft, Fruchtbarkeit, Kreis des Lebens, Weisheit, Selbstgenügsamkeit, Erneuerung, Wiedergeburt |
Negativ: Immobilität, Ignoranz | |
Indianische Namen: Tatoo Serpent | |
Sunka, der Hund | Positiv: telepathisch, hellseherisch, Aufrichtigkeit, Begleitung, Schutz |
Negativ: Bosheit, Aggressivität | |
Indianische Namen: White Dog, Dog Woman, Dog Eagle, Low Dog, Long Dog, Dog with good Voice | |
Keya, die Schildkröte | Positiv: Langsamkeit, Stabilität, Ausdauer, mit den Kräften der Frau verbunden |
Negativ: Immobilität, Starrsinn | |
Agleska, die Eidechse | Positiv: Seelenwanderin, Träumerin, Wiedererneuerung |
Negativ: Faulheit | |
Hoka, der Dachs | Positiv: Tapferkeit, List, schnell, effizient, Wissen über die Heilpflanzen für Kinder |
Negativ: Macht, Gewalt, Zorn | |
Sungila, der Fuchs | Positiv: Schlau, Anpassungsvermögen, Listigkeit, Hüter der Sicherheit und der Familie |
Negativ: Zerstörung, Furcht | |
Indianische Namen: Black Fox, Fox | |
Wahinheya, der Maulwurf | Positiv: Kennt die Wurzeln aller Dinge, die Heilkräfte des Körpers, Kraft der Selbstheilung |
Negativ: Blindheit, Verschlossenheit | |
Tazuska, die Ameise | Positiv: emsig, vorsorglich, fruchtbar, Inbegriff der Weiblichkeit |
Negativ: Grausamkeit | |
Ca’pa, der Biber | Positiv: Organisationstalent, Stabilität, Ausdauer, vorausschauend, Unterscheidungskraft |
Negativ: Verschlossenheit, Zerstörung | |
Indianische Namen: Red Beaver | |
Tatanka, das Bison | Positiv: Reichtum, Überfluss, Fruchtbarkeit, Kraft, Prinzip der Schöpfung |
Negativ: Reizbarkeit, ungezähmte Kraft | |
Indianische Namen: Sitting Bull, Bull Neck, Four Horns, Spotted Bull, Middle Calf, Yellow Bull, White Buffalo, Little Buffalo, Standing Buffalo, Red Bull, Buffalo Horn, Poor Bull, Good Bull | |
Maga Ksica | Positiv: Führungskraft, unerwartete Wiedererneuerung, Hoffnung und Leben |
Negativ: Gleichgültigkeit | |
Indianische Namen: Feathers, Feather Necklace | |
Ta, der Elch | Positiv: Stärke, Energie, Widerstandskraft, Kraft aus Körper und Liebe, Symbol für langes Leben |
Negativ: Jähzorniger Zänker | |
Indianische Namen: Fast Elk, Elk Head, Sitting Elk, Spotted Elk, Black Elk, Female Elk Boy, Little Elk, Elk walking with his Voice, White Elk | |
Maga, die Gans | Positiv: Klugheit, Vorsicht, Treue in der Partnerschaft, Wachsamkeit, Frische des jungen Mädchens |
Negativ: Ängstlicheit | |
Indianische Namen: Wears the Feather, Center Feather, White Plume | |
Maka, das Stinktier | Positiv: Eleganz, Flinkheit, Ausdauer, Mut, Kontrolle über die eigene Bewegung |
Negativ: Verwurzelung | |
Indianische Namen: Spotted Skunk | |
Zi’ca, das Rebhuhn | Positiv: Erleuchtung, weibliche Energie, scheu |
Negativ: Zerstreuung | |
Indianische Namen: Prairie Chicken | |
Hitunkasan, das Hermelin | Positiv: Lebhaftigkeit, Präzision, Symbol der Reinheit, Tarnung, Ehrlichkeit |
Negativ: Täuschung | |
Indianische Namen: Weasel Tail, Pretty Weasel, Weasel Bear, Black Weasel | |
Wanbli, der Adler | Positiv: Aufstieg, Behendigkeit, Schnelligkeit, tapfer, intelligent, kämpferische Kraft, Erkenntnis der Wirklichkeit |
Negativ: Machthunger | |
Indianische Namen: Black Eagle, Eagle Child, Spotted Eagle, Crow Eagle, Morning Eagle, Old Eagle, Little Eagle, Eagle Hawk, Runnging Eagle, White Eagle, Eagle Bear, Big voiced Eagle, Eagle Feather, High Eagle | |
Canska, der Falke | Positiv: Schönheit, göttlicher Schutz, waghalsiger Jäger, schnellstes Tier |
Negativ: Selbstsucht, Ungeduld | |
Indianische Namen: High Hawk, Red Hawk, Mosquito Hawk, The Real Hawk, Charging Hawk, Iron Hawk, Little Hawk | |
Kimimala, der Schmetterling | Positiv: steter Wandel, Erneuerung, Freude, Schönheit, Weiblichkeit |
Negativ: Leichtigkeit | |
Pahin, das Stachelschwein | Positiv: Überfluss, Vertrauen |
Negativ: Verletzlichkeit | |
Tahka, der Hirsch | Positiv: Stolz, Schnelligkeit, Unabhängigkeit, Fruchtbarkeit, Führer in die Welt des Unterbewussten, Geradlinigkeit |
Negativ: Zerstörungswut | |
Indianische Namen: Deer Running, Black Deer | |
Tatokala, die Antilope | Positiv: Lebhaftigkeit, Scharfsicht, Reinheit, grazile Schnelligkeit |
Negativ: Zerbrechlichkeit | |
Igmu Tanka, der Puma | Positiv: ruhige Langsamkeit, plötzliche Schnelligkeit, Anmut, Kraft, konzentrierte Energie, Mut |
Negativ: Erregbarkeit, Aggressivität | |
Maka, das Stinktier | Positiv: Eleganz, Flinkheit, Ausdauer, Mut, Kontrolle über die eigene Bewegung |
Negativ: Verwurzelung | |
Indianische Namen: Spotted Skunk | |
Igmu Sinteonzinca, der Luchs | Positiv: Scharfe Augen, Träger des Lichtes, Gelassenheit, Geschmeidigkeit, Gutmütigkeit |
Negativ: Gleichgültigkeit | |
Waglesk’sun, der Truthahn | Positiv: Erwachen, Nächstenliebe |
Negativ: Naivität | |
Indianische Namen: Red Wing, Bird Man | |
Mato, der Bär | Positiv: Intuition, Instinkt, Kraft der Weisheit, Erkenntnis und Schutz der Medizinmänner |
Negativ: Gefäßigkeit, Ungeduld, Launenhaftigkeit | |
Indianische Namen: Hollow Horn Bear, Sitting Bear, Bears Teeth, No Bear, Grizzly-Bear Brave, Two Bears Woman, Bear looking behind, The Bears Stops, White Bear, Standing Bear, Bear Whirlwind, Afraid of Bear, Black Bear, Bear Paw, High Bear, Bear Back, Bear comes out, Bear that growls | |
Hinnankaga, die Eule | Positiv: Unterscheidungskraft, Hellsichtigkeit, Weisheit, Scharfsinn, Wandel |
Negativ: Gaukelei | |
Indianische Namen: Yellow Owl, Little Owl, Spotted Owl | |
Mastinca, das Kaninchen | Positiv: Bewusstsein der Gefahr, Vorsicht, Fruchtbarkeit, Erneuerung des Lebens |
Negativ: Faulheit, Unberechenbarkeit | |
Indianische Namen: Spotted Jack-Rabbit | |
Sunkmanitutanka, der Wolf | Positiv: Mutterliebe, Hingebung, Geselligkeit, Intelligenz, Hilfe und Schutz |
Negativ: Aggressivität | |
Indianische Namen: Wolf, Wolf lies down, Little Wolf, Wolf Child, Wolf stand on a hill | |
Ptan, der Otter | Positiv: Erfindungsgeist, starke Familienbande, Regeneration, Unschuld, Schönheit, Harmonie, Hilfsbereitschaft |
Negativ: Verspieltheit, Koketterie | |
Indianische Namen: Otter Robe | |
Itunkala, die Maus | Positiv: sorgfältig, genau, bescheiden |
Negativ: pingelig, diebisch | |
Indianische Namen: Mouse | |
Sunkmanitu, der Koyote | Positiv: Glücksbringer, mutig, offenbart Verborgenes |
Negativ: Verfall |
Neben den Krafttieren gibt es auch noch Heilige Bäume. Viele Völker verehrten bestimmte Bäume ganz besonders: So wird die Esche oft als erster Baum der Schöpfung verstanden, während die immergrüne Tanne als Zeichen der Unsterblichkeit gilt. Der Holunder soll Schutz vor bösen Geistern bieten. Kelten und Germanen verehrten die Kraft und das lange Leben der Eiche, der auch Misteln nichts anhaben können. Diesen Misteln werden übrigens besondere Heilkräfte zugesprochen.
Beim Sonnentanz der Lakotas wird die Pappel zur Himmelsleiter. Sie symbolisiert die Macht der Sonne, deren Schöpfungskraft Bedingung allen Wachstums ist.
Jeder Mensch hat seinen Lebensbaum. Entdeckt er ihn und atmet mit ihm, wird er verstehen, dass auch er selbst ein Baum des Lebens ist.