Die Indianer Nordamerikas waren liebevolle und geduldige Eltern. Ihnen war es dabei egal, ob ihr Kind ein Mädchen oder Jungen war. Die Freude bei den Vätern war dennoch besonders groß, wenn sie einen Sohn bekamen, da dieser doch die Anzahl der Krieger im Stamm erhöhte.
Namensgebung
Kurz nach der Geburt erhielt das neugeborene Kind einen Namen. Dieser richtete sich entweder nach einem Ereignis, das am Tag der Geburt stattfand oder nach einem Tier, einer Pflanze oder auch nach einer körperlichen Eigenschaft. Auch Heldentaten, die ein Verwandter vollbracht hatte, wurden für die Namensgebung benutzt. Im Laufe eines Indianerlebens wurde der Name ein- oder mehrmals gewechselt, da er jeweils Auskunft über die Tapferkeit des Indianers und dessen persönlichen Fähigkeiten geben sollte.
Der Kriegshäuptling Crazy House z.B. bekam seinen Namen von seinem Vater, nachdem er seine erste Auseinandersetzung mit feindlichen Indianern mit Bravour bestanden hatte. Vorher hieß Crazy House „Curly“, was soviel wie „Der Lockige“ bedeutet, denn er hatte außergewöhnlich helles und lockiges Haar. Auch Sitting Bull soll seinen Namen nach einer Jagd auf einen Büffel erhalten haben. Als dieser mit seiner Lanze zustieß, sollen die Hinterbeine des Büffels eingeknickt sein, so dass es so aussah, als würde der Büffel sitzen. Der Wahrheitsgehalt dieser Geschichte ist allerdings nicht gesichert.
Nur die Männer wechselten ihre Namen, die Frauen behielten in der Regel ihren ersten Namen.
Die ersten Monate
Die ersten Lebensmonaten verbrachte das Kind auf einer Tragwiege, auf der es festgeschnallt war. Diese Wiege konnte die Mutter entweder auf dem Rücken tragen oder am Sattel einhaken. Trug die Mutter die Wiege nicht bei sich wurde sie nicht hingelegt, sondern aufrecht abgestellt, so dass das Kind jederzeit seine Umgebung erforschen konnte.
Die Wiege bestand aus einem Brett, auf dem eine Ledermatratze angebracht war, die mit weichem Material wie Daunen oder Moos gefüttert war. In Kopfhöhe war oft ein Bügel angebracht, der den Kopf bei einem Sturz nach vorne schützten sollte.
Im Krabbelalter lernten indianische Kinder ihre Umgebung näher kennen, wobei sie auch viel lernten. Sie lernten z.B. wie schmerzhaft es ist, wenn sie ins Feuer fassten, denn Vater und Mutter hinderten ihre Kinder nicht daran. Die Kinder sollten eigene Erfahrungen sammeln.
Ein schreiendes Kind wurde einfach mit der Tragwiege ins Gebüsch abgestellt, und sich selbst überlassen. Es lernte schnell, dass Gejammer nicht viel nützte. Schreiende Kinder waren außerdem eine Gefahr, da sie Feinde auf dem Stamm aufmerksam machen konnten.
Vorbereitungen auf das Leben
Schon früh wurden die indianischen Jungen und Mädchen auf ihr zukünftiges Leben vorbereitet. Im Alter von 3 bis 4 Jahren eiferten sie ihren Eltern nach. Während die Mädchen mit Puppen spielten, wurden die Jungen schon mit Pfeil und Bogen bewaffnet, mit denen sie dann Kampfszenen und Jagdausflüge simulierten. Im reiferen Alten gingen die Mädchen der Mutter zur Hand. Sie lernten hierbei alles für die Hausarbeit und für ihre spätere Rolle als Hausfrau.
Die Jungen hingegen begleiteten immer häufiger ihre Väter bei der Jagd. Sie lernten hier Spurenlesen, Reiten, Bogenschießen und Schwimmen. Sie sollten dabei schon möglichst frühzeitig abgehärtet werden.
Warm anziehen
Die Kinder auf der Sankt-Lorenz-Insel in der Arktis trugen Anoraks aus Rentierfell. Die Jungen hatten dieselbe Haartracht wie die Männer mit einer kahlgeschorenen Stelle oben. Die Haare der Mädchen waren lang.
Pubertät
Im Pubertätsalter lernten die Kinder den Ernst des Lebens kennen. Jungen und Mädchen durften fortan nicht miteinander spielen. Die Jungen mussten ihre ersten Mutproben bei der Bisonjagd oder bei Raubzügen bestehen und ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen.
Die Mädchen mussten nun in der Nähe des Tipis bleiben und durften nicht mehr unkontrolliert im Lager herumstreifen. Hausarbeit gehörte nun zu ihren Hauptpflichten.
Im heiratsfähigem Alter mussten die Kinder nun auf eigenen Füßen stehen. Der Junge war zum Krieger herangereift. Das Mädchen war eine Frau geworden, die darauf hoffte, nun verheiratet zu werden und eigene Kinder zu bekommen.