Wer von Indianern spricht, vergisst leider meist, dass es sich hierbei um eine Vielzahl von einzelnen, unabhängigen Völkern handelt, die sich sowohl sprachlich als auch kulturell voneinander unterscheiden.
Indianische Hochkulturen, die sich vielleicht nicht waffentechnisch aber in so ziemlich allen anderen Bereichen mit dem „zivilisierten“ Europa messen konnten, gab es zu Zeiten der europäischen Eroberer in Mittel- und Südamerika. Man sollte nicht vergessen, dass Inkas und selbst die Völker der Steinzeit im tropischen Regenwald des Amazonasgebietes genauso Indianer sind, wie die Völker Nordamerikas. Vielleicht wird deswegen gerade in Amerika oft von der „First Nation“ gesprochen.
Die Indianer bezeichnen sich selbst als „Native Americans“ = „amerikanische Ureinwohner“. Auch die Bezeichnung „First Nation“ wird häufig verwendet.
Besiedlung Amerikas
Die Besiedlung Amerikas wird unter Linguisten, Archäologen, Anthropologen, Genetikern und Ethnologen nach wie vor viel diskutiert, vor allem was den Zeitpunkt, aber auch die Route anbelangt. Verschiedene Theorien versuchten diese Fragen zu klären, mussten und müssen aber aufgrund neuer Erkenntnisse immer wieder angepasst werden. Gemäß heutigem Forschungsstand wanderten die amerikanischen Ureinwohner nach der letzten Eiszeit, d.h. vor nicht mehr als 11.500 bis 15.000 Jahren, in mehreren Wellen ein.
Genetische Untersuchungen deuten darauf hin, dass der Mensch den amerikanischen Kontinent frühestens vor 18.000 Jahren erreicht hat. Damit würden frühere Schätzungen bestätigt, die von einer Besiedlung zum Ende der Eiszeit vor rund 13.000 Jahren ausgingen. Für ihre Abschätzung hatten die Forscher bestimmte Regionen des Y-Chromosoms bei der heutigen amerikanischen Urbevölkerung untersucht. Hier entdeckten sie eine Mutation, die auch heutige Asiaten tragen, und vermutlich vor 18.000 Jahren im menschlichen Erbgut auftrat. Die Trennung zwischen Asiaten und Amerikanern müsste demnach später erfolgt sein.
Es ist fraglich, ob neue Funde in Mexiko die Theorien einer nacheiszeitlichen Besiedlung ins Wanken bringen können. Wissenschaftler haben nahe der Stadt Puebla Fußabdrücke ausgegraben, die gemäß ersten Einschätzungen 40.000 Jahre alt sein könnten. Sollte sich diese erste Annahme bestätigen, würde dies die Sicht auf die Besiedlungsgeschichte Amerikas revolutionieren. Die bisherigen „Kandidaten“ für Fundstellen, die älter sind als ca. 13.000 Jahre, wie etwa Felsmalereien in Brasilien oder Steingeräte in den USA, haben einer näheren wissenschaftlichen Überprüfung allerdings nicht standgehalten.
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Es ist also immer noch nicht eindeutig geklärt wann und wie die ersten Indianer nach Amerika kamen. Es gibt weiterhin die Beringstraßen-Theorie. Die Indianer selbst erzählen unterschiedliche Geschichten über ihre Herkunft. Es gibt Stämme, die glauben, dass der schlaue Geist Coyote die Menschen aus Erde geformt habe. Andere Stämme erzählen die Legende, dass der Große Rabe sie aus einer Muschelschale gerufen habe, weil er sich einsam fühlte.
Vorab ein Hinweis zum Begriff „Indianer“:
Noch konnte nicht geklärt werden, wie der Begriff „Indianer“ nun tatsächlich entstanden ist. Es gibt in der einschlägigen Literatur verschiedene Versionen. Die meisten Menschen glauben, dass das Wort „Indianer“ aus einem Irrtum von Kolumbus entstand ist. Kolumbus glaubte ja, dass er in Indien gelandet ist und nannte die Bewohner, die er dort vorfand demnach „Indianer“. Allerdings ist es so, dass, als Kolumbus Amerika entdeckte, er noch gar nichts von Indien wissen konnte, denn zu seiner Zeit wurde das Land am Ganges nicht Indien, sondern Hindustan genannt. Folglich ist es falsch zu glauben, dass Kolumbus die Ureinwohner Amerikas Indianer nannte, weil er glaubte, dass er in Indien gelandet sei. Es könnte aber sein, dass er sie „Hindues“ nannte, woraus sich dann Indues, Indios und Indian ableiten lassen würde.
Die zweite – wohl glaubhaftere Version – ist, dass Columbus die Menschen die er dort traf, um ihrer Gottesfürchtigkeit wegen bewunderte und diese so von ihm als „ein Volk Gottes“ also „una gentre en dio“ bezeichnet wurden. Aus „en dio“ wurde später das spanische „Indio“. In England wurde aus „Indio“ das Wort „Indians“, wovon das deutsche Wort „Indianer“ abstammt.
Der klassische Indianer, wie wir ihn aus zahlreichen Wildwestfilmen kennen, war der Prärie-Indianer, der in Nordamerika lebte. Diese Native Americans hatte Kolumbus nie gesehen. Die nordamerikanischen Indianer kamen erst nach dem Jahre 1600 durch die Briten und Franzosen, die sich dort, zunächst ganz friedlich ansiedelten, mit dem weißen Mann in Berührung.
Etwas kompliziert wird es im englischen Sprachraum, da die englische Sprache keinen Unterschied zwischen einem Inder und Indianer kennt. Oft habe ich gelesen, dass im englischen Sprachraum bei Indianern dann von „Red Indians“ die Rede ist. Das soll wohl auf „Rothaut“ zurückzuführen sein – ob das aber so richtig ist, kann ich nicht beurteilen.
Woher kommt der Name „Rothaut“?
Der Name entstand nicht – wie oft falsch behauptet – durch die Bemalung der Indianer. Die „Chichimeken“ (Chichimeken = Sammelbezeichnung für die früher im Gebiet des Nordosten Mexikos lebenden Völker ohne Feldbau) wurden sowohl als „Hundesmenschen“ als auch „Rote Menschen“ übersetzt. Letzteres taten die Spanier. Daher stammt der Begriff „Rothaut“, der dann durch die spanische Kolonialpolitik nach Arizona, Texas, Californien usw. weiter getragen wurde. Das wurde dann von den restlichen europäischen Kolonisten übernommen.
Die indianischen Kulturen sind kein einheitliches Gebilde, den „Indianer“ schlechthin gibt es nicht. Die populäre Darstellung von Kriegern mit wehendem Federschmuck hoch zu Ross auf der Bisonjagd ist eine Stilisierung der historisch jüngsten Kulturform. In den Besitz von Pferden kamen die Indianer erst am Ende des 17. Jahrhunderts, als sie die Spanier aus dem Südwesten Nordamerikas vertrieben. Innerhalb von 100 Jahren verbreitete sich dann die Zucht und der Einsatz von Pferden bis hinauf zu den kanadischen Indianern. In Nordamerika leben über 300 offiziell registrierte Stämme, in Südamerika wird ihre Zahl auf etwa 120 geschätzt.
Während der Landnahme europäischer Siedler wurden die Indianer bis auf wenige Hunderttausend dezimiert. Heute gibt es in den USA und Kanada rund 2,2 Millionen Menschen indianischer Abstammung. Nachdem früher Vertreibung und Ermordung unter anderem damit gerechtfertigt wurden, dass es sich bei den Indianern um rohe, unzivilisierte Wilde handle, ist gegenwärtig das verklärende Bild des im Einklang mit der Natur lebenden »weisen Medizinmannes« in Mode. Doch die Indianer sehen die Natur nicht in romantischem Licht als etwas, das außerhalb des Menschen liegt und das man genießen kann. Vielmehr fühlen sie sich zutiefst mit der Natur verbunden, weil sie sie als ihre Mutter betrachten.
Die Natur ist ein lebendiger Organismus, keine Wildnis, sondern ein großes Geheimnis, aus dem alles Leben fließt. Sie gebärt die Menschen als ihre Kinder und versorgt sie mit allem Lebensnotwendigen. Das Verwandtschaftsverhältnis ist wortwörtlich zu verstehen, Menschen und Tiere haben die gleiche Abstammung; das Totem eines Menschen ist sein zweites Ich. Naturschutz entspringt für die Indianer folglich nicht ökologischen Erwägungen, sie wollen die Natur nicht schützen, um besser und länger von ihr profitieren zu können. Bewahrung der Natur heißt Achtung vor dem Leben und Verehrung des umgreifenden Ganzen, von dem der Mensch nur ein Teil ist und ohne dem er nicht existieren könnte. Diese Sichtweise unterscheidet sich grundlegend vom Naturverständnis des Westlers, der seine Umwelt als etwas von ihm Getrenntes wahrnimmt und seinen Bezug zur Welt vorwiegend anhand der Geschichte definiert.
Alle menschlichen Tätigkeiten spiegeln die organische Ganzheit des Universums. Religion und Alltag, Gemeinschaftsleben und Privatsphäre sind Ergebnis der einen, alles gestaltenden Kraft. Diese Kraft hält die Schöpfung in Gang, die Sioux nennen sie Wakan Tanka, die Irokesen Orenda, die Algonkin Manitu. (Mehr Informationen über die Religion der Indianer finden Sie unter „Kunst+Kultur“). Um mit dieser Kraft in Kontakt zu treten oder ihren Willen zu erforschen, begeben Indianer sich auf Visionssuche. An einsamen Orten oder nach der Einnahme von Halluzinogenen warten sie auf Offenbarungen der heiligen Mächte. Die Inhalte der Visionen lassen erkennen, wie eine bestimmte Situation zu meistern ist oder wie ein Unheil abgewendet werden kann. Besonders begabte Personen können von den Geistern dazu ausersehen werden als Medizinmann oder Heiler für ihren Stamm tätig zu sein.
Eine andere Möglichkeit, sich die kosmische Ganzheit zu vergegenwärtigen, ist das Schwitzhüttenritual (Inipi), das fast alle Indianervölker praktizieren. Die Schwitzhütte bildet eine Art Mikrokosmos. Aus Zweigen wird eine halbhohe, kreisrunde Hütte errichtet und mit Fellen abgedichtet. In der Mitte der Hütte befindet sich ein Loch, in dem erhitzte Steine mit Wasser übergossen werden. Der dabei entstehende Dampf wirkt wie in einer Sauna. Um das Loch herum sitzen die Teilnehmer und singen heilige Lieder.
Alle Elemente sind präsent: die Kreisform ist die Erde, die Kuppel der Himmel, die Zweige symbolisieren Pflanzen und Felle die Tiere. Ebenso sind die anorganischen Stoffe (Feuer, Wasser, Erde, Luft) zugegen. Die Gesänge rufen die Geister herbei. Sowohl der Körper als auch die Seele werden gereinigt. Während der Zeremonie befindet sich der Mensch gleichsam in der Mitte des Kosmos.
Mehr Informationen zum Schwitzhüttenritual finden Sie hier
Anlage des Platzes für den Sonnentanz
A Tänzer
B Tanzplatz
C Mittelpfosten
D Abtrennung des heiligen Bereiches
E Trommel F Trommler & Sänger
G Sängerinnen
H Alte Männer
I Zuschauer
K Feuer
Auf die nordamerikanischen Prärieindianer beschränkt ist der Sonnentanz, der etwa bei den Schoschonen und den Blackfeet das Hauptritual darstellt. Einmal im Jahr – gewöhnlich im Juli – wird auf dem Tanzplatz ein sorgfältig ausgesuchter Baumstamm aufgestellt. Die Tänzer, die zuvor einige Tage gefastet haben, bewegen sich rhythmisch auf den Mittelpfosten zu und wieder zurück. Das viertägige Tanzen unter direkter Sonneneinstrahlung sowie das Verbot, während dieser Zeit Flüssigkeit zu sich zu nehmen, kann Visionen hervorrufen, worin auch eines der Ziele dieses Rituals besteht. Außerdem gilt der Sonnentanz als Erneuerung der Schöpfung, wobei die Tänzer durch ihre Entbehrungen ihre Achtung für ihre natürliche Umwelt beweisen. Auch für Krankenheilungen und Bitten um kollektives Wohlergehen wird der Sonnentanz durchgeführt.
Wie beim Schwitzhüttenritual hat jeder Bestandteil des Sonnentanzes seine besondere Bedeutung. Der Tanzplatz wird in Form eines Kreises angelegt (Erde), der Baumstamm ist der Mittelpunkt der Welt, die Teilnehmer bestätigen und bestärken ihre Rolle als Teil des Ganzen. Im Verlaufe des Festes werden nebenher noch allgemeine Dinge besprochen, mit denen der Stamm zu tun hat, z. B. politische Entscheidungen, Jagdvorbereitungen oder Hochzeiten.
Ein gemeinschaftsstiftender Akt ist auch das Rauchen der Friedenspfeife, eine Sitte, die bei der Mehrzahl der Indianervölker verbreitet ist. Der Name rührt daher, dass das zeremonielle Tabakrauchen eine Form des Gebets darstellt, bei der die Götter um Schutz und Beistand angerufen werden. Der Grund ist häufig der Wunsch, eine Vision zu erhalten. Der Visionssucher begibt sich zu einem heiligen Mann, der den Ritus des Pfeiferauchens beherrscht. Die beiden setzen sich mit einigen Anderen in einem Kreis zusammen, der heilige Mann spricht ein Gebet und entzündet die Pfeife. Dann gibt er sie an den Suchenden weiter, der ebenfalls betet, und anschließend macht die Pfeife die Runde unter allen Anwesenden. Am Ende nimmt der heilige Mann sie zurück, leert und reinigt sie und übergibt sie an dem, der die Vision sucht. Bei der folgenden, oft mehrere Tage dauernden Prozedur, die auch das Schwitzhüttenritual einschließen kann, wird die Pfeife immer wieder geraucht.
Wenn es dem Suchenden bestimmt ist, erhält er dabei irgendwann die Vision, um die er gebeten hat. Die Herkunft der Pfeife wird der Büffelfrau zugeschrieben, einer mythologischen Gestalt der Sioux-Indianer. Die Büffelfrau erklärte den Indianern einst den genauen Zweck und die Verwendung der Pfeife. Nach ihren Worten enthält die Pfeife alles, was es im Himmel und auf Erden gibt. Wer sie raucht, tritt in Verbindung mit allen Wesen und mit dem Großen Geheimnis (Wakan Tanka).
Dies dient nur als grober Überblick. Weitere Informationen finden Sie auf dieser Homepage oder in guter Fachliteratur.
Tatsache ist, dass die Indianer sich über den ganzen Kontinent ausbreiteten. Sie entwickelten viele Stämme. Ihre Lebensweise und ihre Sitten wurden von den Landschaften geformt, in der sie lebten.
In arktischen Gebieten entwickelten sich die Eskimos, die sich selbst Inuit nennen. Eskimo bedeutet übersetzt soviel wie „Rohfleischfresser“. Die „Eskimos“ bevorzugen die Bezeichnung „Inuit“ was soviel heißt wie „Mensch(en)“. Die Inuit lebten in Behausungen, die zum Schutz vor Kälte in den Boden eingegraben waren. Sie jagten Rentiere, Wale, Robben und Eisbären.
An der zerklüfteten Nordwestküste waren Stämme beheimatet, die als „das Lachsvolk“ bezeichnet wurden. Diese Stämme betrieben hauptsächlich Fischfang und lebten in festen Holzhäusern.
Die Stämme, die in der Prärie lebten, wurden auch als Prärie-Indianer bezeichnet und waren vollständig von den Büffelherden abhängig. Die Prärie-Indianer folgten den großen Büffelherden und schlugen ihre Tipis in ihren Jagdgründen auf.
Im Nordosten des Kontinents spezialisierten sich die Indianer darauf, Bohnen, Tabak, Mais und Kürbis anzubauen. Dafür rodeten sie große Waldflächen. Diese Indianer lebten in Wigwams und Langhäusern, die sie aus Holz und Rinde bauten. Sie erstellten auch ihre Gerätschaften, Waffen und Kanus, aus Holz.
Es gab auch Ackerbauern unter den Indianern. Diese lebten im Südwesten des Kontinents und wohnten in Pueblos. In den Wüsten des trockenen Südens wuchs die Saguarokaktee. Die Früchte dieser Kaktee lieferten den Indianern eine willkommene Abwechslung in der Nahrung. Die Ackerbauern tauschten mit den Sioux Mais gegen Bisonhäute ein.
Nachdem sich immer mehr Stämme gebildet hatten, entwickelte sich auch die Sprache der Indianer unterschiedlich. Teilweise konnten sich schon die Nachbarstämme nicht mehr verstehen. Die Prärieindianer entwickelten aus dieser Problematik heraus eine Zeichensprache, bei der sie keine Wörter mehr brauchten. Die Häuptlinge handelten später nur noch mit Handzeichen Friedensverträge aus und die Jäger teilten sich per Handzeichen mit, wo es Tiere zum Jagen gab.